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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Mone, Fridegar: Die Porträts der zehn Stifter des Kollegiat-Stiftes St. Johann in Konstanz von 1514 und Hans Holbein d. J., [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0012

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— 4

garten auch zu den Gönnern von Hans
Holbein zu zählen seien.
Das Antependium, die Kreuzschleppnng
darstellend, ist 1515 von Hans Holbein
d. ält. und jung, gemalt und, wie ich ver-
mute, für das Kloster Petershausen von
dem 1518 zum Abt ernannten Johannes
Merk bestellt worden. In dem gleichen
Jahre 1515 malte er das Porträt des
Bernhard von Botzheim, Bruder des Dom-
herrn, und zwar in seiner Kleidung (Amts-
tracht) als Student und Rektor der J„-
ristensakultät in Freibnrg i. B. — ganz
in rot gekleidet. — Dieses Bild, jetzt in
der Galerie in Darmstadt, Nr. 226, wurde
mehrmals photographiert (auch bei Knack-
fnß S. 8, der ihn „einen Unbekannten"
nennt). Der Galerie - Inspektor Rudolf
Hofmann in Darmstadt, welcher 1872 den
Katalog der Gemälde-Sammlung daselbst
verfaßte, sagt: Dieses Porträt „soll aus
der Familie Schinz in Zürich kommen".
Die Kleidung spricht für die Juristen-
fakultät in Freiburg i. B. lieber die Pro-
venienz von Zürich und über die Familie
Schinz äußert sich Daniel Bnrckhardt nicht.
Es schien mir wahrscheinlich, daß Bernhard
von Botzheim 1515, von Freiburg aus,
seinen älteren Bruder, den Domherrn
Johann von Botzheim in Konstanz besucht
habe. Im Jahre 1519 trat Bernhard v.
B. in das Kartäuser Kloster Vallis 8.
iVlur^Aretlrne in Klein-Basel ein, wo er
bis zur Auslösung des Konventes 1529
blieb. Nach Freiburg übergesiedelt, starb
er dort 1538 als Prior der Kartäuser.
Man kann diesen Bernhard von Botzheim
zu den ältesten und einflußreichsten Freunden
des jungen Holbein zählen. Nach den
Nachrichten, welche man von der Familie
von Botzheim hat, stammt das Darmstädter
Porträt nicht von Zürich, sondern vom
Schloß Wachenheim an der Pfrimm in
Rheinhessen an der Eisenbahn Wormö-
Kirchheim-Bolande», wohin die Familie im
16. Jahrhundert gezogen ist und wo sie
bis 1792 domizilierte.
Die Naudzeichnungen zum lateinischen
Buche des Erasmus „Das Lob der Narr-
heit" scheint Holbein, der nicht so viel
Latein verstand, daß er das encomion
moorias übersetzen konnte, nach den Er-
läuterungen von Johann von Botzheim
oder Ambrosius Blarer in Konstanz an-

gefertigt zu haben. Diesen Illustrationen
verdankte er die wirksame Protektion von
Erasmus in Basel, wie die Empfehlungen
nach England.
Die Bilder der Karlsruher Galerie
Nr. 65 und 66 von 1522, welche bei
Daniel Bnrckhardt als Nr. 45 und 45 a
aufgeführt werden, sind die Flügel eines
Altares für das Kloster St. Georg in
Stein (zwischen Konstanz und Schaff-
Hausen). Als dieses Kloster mit dem in
Petershansen im 16. Jahrhundert ver-
einigt wurde, gelangten jene Gemälde in
das zuletzt genannte Gotteshaus. Bei der
Aufhebung desselben 1802 und als man
mit der Demolierung der Kirche 1828
begann, kamen jene zwei Tafeln nach Karls-
ruhe als das Privateigentum des Groß-
herzogs Ludwig, welcher die Herrschaft
Salem-Petershausen bis an seinen Tod
1830 innehatte. Da der genannte Fürst
es unterließ, vor seinem Ableben jene Bilder
nach Langenstein verbringen zu lassen, so
übernahm sie 1830 Großherzog Leopold
in einstweilige Verwahrung. Die Kinder
und Erben des Großherzogs Ludwig waren
1830 noch minderjährig. Das Jahr (1522),
in welchem diese Altarflügel für das St.
Georgs-Kloster angefertigt wurden, macht
eine Bemerkung nötig. Da in diesem
Jahre Holbein in Basel für Johann
Gerster die sogen. Solothnruer Madonna
malte, so muß man annehmen, daß die
Bilder für Stein ebenfalls in Basel und
nicht in Stein selbst angefertigt wurden.
Die Madonna von Solothurn, welche 1522
gemalt wurde, zeigt auf dem Teppich, der
die Thronstufe bedeckt, drei Wappen, welche
Knackfuß als LNiftenvappen bezeichnet,
ohne die Namen der Wappeninhaber zu
nennen.
In demselben Jahre 1522 malte Hol-
bein den Schmerzensmann und die mater
dolorosa in Oel auf Holz Nr. 43 bei
Bnrckhardt. Denselben Gegenstand zeich-
nete er wahrscheinlich schon 1520 als Kar-
ton für zwei Glasgemälde, die noch er-
halten sind. Es sind dies die Nr. 6 und 4
der DouglaSschen Glasgemälde-Sammlung.
Auf Nr. 4 ist der knieende Or. Johann
Wanner, seit 1521 Domprediger in Kon-
stanz, mit seinem Wappen angebracht.
(Fortsetzung folgt.)
 
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