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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Vor 100 Jahren, Aufzeichnungen aus einem Klostertagebuch, [1]: über die letzten Kriegszeiten der Benediktinerabtei Neresheim (1800-1802)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0019

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11

CHafiel er (?), Stipschütz und eine
Menge anderer Offiziere. Sie werten hier
zu Mittag speisen. Das ganze Kloster ist
mit Menschen und Pferden angesüllt, fast
ärger als 1796 bei den Franzose». Auch
der Erbprinz von Württemberg
(der nachmalige König Wilhelm I.) ist
hier. — Nachmittags 3 Uhr: Nun bricht
auf einmal das ganze Hauptquartier auf,
aber nicht dahin, wo es hingehen wollte,
nämlich nach Nördlingen, sondern nur bis
nach dem Städtchen und Hochstadt zu —
dann wirtlich fällt Schuß ans Schuß und
die Plänkelei fängt an. — Nachmittags
6 Uhr: Diese Plänkelei dauerte von 3 bis
6 Uhr und hatte den Erfolg, daß die
Franzosen sich nach Hochstadt zurückzogen
und den Kaiserlichen zwei Gefangene zu-
rückließen. Die Franzosen singen bei
Hochstadt, ohne einen Schuß zu thun,
40 Kaiserliche vom Regiment Benjowski,
wie mich ein Offizier vom nämlichen Regi-
ment versichert. Man weiß nicht, wie
stark die Franzosen waren, denn sie waren
in den Wäldern »erst«ckt. Die Kaiserlichen
waren wenigstens 15 000—20 000 Mann
stark, indem während dem Plänkeln die
Kolonnen der Generale Szarray Kienmayer
und Prinz Ferdinand von Giengen und
Ulm her in nnseier Gegend ankommen.
Doch nur die Tiraillenrs von beiden Seiten
kamen ins Feuer. — Abends lU/2 Uhr:
Das Plänkeln hat anfgehört. Kray kommt
mit seinem Generalstab und dem Erbprinzen
von Württemberg wieder zurück und wird
hier übernachten. Zu den obengenannten
Generälen kommen noch der Prinz Ferdi-
nand und der General Kienmayer nebst
einer Menge anderer Offiziere. General
Kienmayer schickte uns auf Befehl des
Kray, den ich darum bat, eine Lnlve Znrcke
von zwei Kavalleristen. Prinz Ferdinand
und die Generäle Szarray, Baillet de
laT 0 ur, Klinglinund Zweibrücken
übernachteten im Städtchen Neresheim,
ersterer im Pfarrhofe. Mehrere andere
Generäle, z. B. Hügel, kurz gesagt, die
ganze k. k. Armee steht in unserer Gegend.
In Ulm blieben zur Besatzung 12 000
Mann. Ich berichte bloß, was ich mit
eigenen Augen gesehen und mit Ohren ge-
hört habe. Ich besitze zu wenig militärische
Kenntnisse, als daß ich mich getrauen
sollte, über den Rückzug der k. k. Armee

von Ulm ein Urteil zu fällen. Wie es
hier zngegangcn, kann ich jetzt nicht schreiben,
nur zu seiner Zeit mündlich erzählen. Der
heutige Tag war für uns ein Tag der
Augst und der Plage. Im Jahre 1796
hatten wir keine solche! . . . Den meisten
Schrecken machten uns die Kanonen und
Pnlverwägcn, die man während dem
Plänkeln in den Klosterhof hereingeführt,
die aber sogleich wieder abgeführt wurden.
— Morgens 4 Uhr den 23. Juni: Kray
ist mit seinem Hauptquartier nach Nörd-
lingen anfgebrochen. -— Morgens 9 Uhr:
Die Franzosen zeigen sich bei Hochstadt
und Auernheim mit starker Macht. Die
Kaiserlichen bereiten sich zu ihrem Empfang.
— Mittags 12 Uhr: Die Franzosen
greifen von Hochstadt und Auernheim her
lebhaft an. Der Kanonendonner rollt,
das Musketenfeuer kracht dazwischen. Die
Fenster in der Abtei zittern. — Nachmit-
tags 3 Uhr: Die Kaiserlichen retirieren
auf allen Seiten: Wir bereiten uns
aus den Empfang der Franzosen. Gott
flöß' ihnen gute Gesinnungen für unser
Kloster ein. — Nachmittags 4 Uhr: Nun
sind sie da die Republikaner. Die ersten,
welche wir sehen, ist ein Piqnet mit einem
Kapitän (Desavenas), welches Moreau
gleich durch die Plänkler herein uns zu-
scbickte. Alles geht in Ordnung. Auch
vor die Häuser am Berge werden Lnuve
Mrcken gestellt. Moreau wird heute noch
sein Hauptquartier hier nehmen, schon wer-
den die Zimmer für seinen Generalstab
bestimmt. Immer treffen mehr Generäle
und Offiziere hier ein. — Nachts 10 Uhr:
Moreau kommt! ich eile ihm entgegen, denn
ich erwarte in ihm unfern Freund, unser»
Netter! Er kennt mich auf den ersten
Augenblick, grüßt mich stündlich, spricht
mir Mut zu, erinnert mich sogleich an
mehrere Asfaireu, die wir 1796 mit ein-
ander hatten und ladet mich selbst ein, bei
jedem Anstand nur mit Vertrauen zu ihm
zu kommen. Er wußte schon, daß ich
Prior sei, und freute sich darüber; er
wußte auch, daß unser Prälat das Kloster
verlassen habe. Ich entschuldigte denselben
und sagte: als alter, kränklicher Mann von 70
Jahren wollte er dem Tumulte und der Un-
ruhe entgehen; er würde aber gewiß geblieben
sein, wenn er gewußt hätte, daß Moreau,
kein unser Kloster so viele Erkenntlichkeit
 
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