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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Geschichte des Theaters in Ulm, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0027

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schwäbischen Kreiskonvents im Wagenhause
Schauspiele aufzuführen, und wollte ans
der Bibel beweisen, daß alle Komödien
Werke des Teufels seien und kein Christ
ohne Gefahr für seine Seele in die
Komödie gehen könne; er sündige wider
den Taufbund und die Glaubensartikel.
Die Kreisgesandten, sowie die Magistrats-
Personen waren böse über diese Ausdrücke
in der Predigt und hielten sich für be-
leidigt. Deshalb würde Schuhmacher
vom 31. Juli 1732 bis 9. Oktober 1733
vom Predigen suspendiert. ') Am 29.
Juli 1748 singen zur Kreiszeit dem
schwäbischen Kreise zu Ehren die königlich
polnischen und churfürstlich sächsischen,
„teutsche" Hofkomödianten, deren Prinz!
pal Schmid hieß, zu spielen an und
spielten diese Zeit über alle Tage. Auch
spielte in diesem Jahre die „Bande" eines
gewissen Müller. — Am 9. April 1749
spielten die Komödianten von Prag zum
erstenmal und singen zur Kreiszeit wieder
zu spielen an, dem schwäbischen Kreise zu
Ehren. — Ebenfalls dem schwäbischen
Kreise zu Ehren spielten 30. Juni und
1- Juli 1750 die Biberacher und Mem-
minger, fremde Komödianten eine eigene
Komödie. Am 19. Mai und im Juni
1752 spielten mit großem Beifall die
liebensteinischen, an königlichen und fürst-
lichen Höfen privilegierten Komödianten
im Wagenhans unter der Direktion Jo-
hann Michael Pregers. Die fürstlich
brandenburg-ansbachischen Hofkomödianten
unter Direktion I. G. Usels fingen am
22. Mai 1753 während der Kreisversamm-
lnng zu spiele» an. Auch spielten wäh-
rend des siebenjährigen Kriegs (1756 bis
1763) öfters fremde Komödianten in den
Wirtshäusern zum weißen Ochsen (später
König von England), zum Greifen und
in der Krone. — Endlich im Jahre 1761
erschien in Ulm ein Theaterdirektor, welcher
im Gegensatz zu seinen Vorgängern festen
Fuß in Ulm faßte. Es war dies Felix
Berner. Gegen Ende des Jahres
1761 spielte er vor der Kreisversammlung
mit seiner Kindergesellschaft, unter denen
sich auch Erwachsene befanden. Zn den
Mitgliedern derselben zählten der damals
berühmte Schauspieler Huber mit seiner
') Weyermann, neue Nachrichten. S. 512.

Frau, Korn, Nuth mit seiner Frau
und M e m m iuge r. Ende 1766 war
Felix Berner wieder mit seiner Gesell-
schaft da. Am 18. November gab er ein
Lustspiel, ein Ballett und eine komische
Oper. — Wohl die häufigen Theatervor-
stellungen veraulaßten 1762 den 19jähri-
gen Büchsenmacherssohn Johann Daniel
Dettenrieder Gattin und Heimat zu
verlassen und unter dem nom de Zuerre
„K. Fr. Ab t" sich der Truppe des Schau-
spieldirektorö Lepper anzuschließen.
Abt, welcher 20. November 1783 in
Bremen starb, war mit Konrad Eckhoff
der erste, welcher der deutschen Schauspiel-
kunst Bedeutung, Wert, Anstand und
Namen erwarb. Bisher waren Pikelhering,
Columbine und Hanswurst der Liebling
des hohen und niederen Publikums. In-
folge der Steifheit der Schauspieler er-
schienen Charakter und Person in gräß-
lichstem Kontrast auf der Bühne. A b t
brachte das wahre, lebendige Leben, ein
blühendes Gefühl, die Sprache des Herzens
in seinen Charakteren auf die Bühne.
Stolz kann Ulm auf diesen Sohn sein.')
Die Bühne seiner Vaterstadt hat er aller-
dings nie betreten. Der 1781 als Mit-
glied der Truppe Felix Berners ge-
nannte Abbt, war nicht er, sondern Joh.
Nep. Abt, geb. 1767, der 1. Jan. 1780
in Freiburg i. Br. zur Truppe kam und
karrikierte Pedanten im Schauspiele spielte.
Am 22. April 1767 begann wieder eine
Gesellschaft unter der Direktion Fiedlers,
des Vaters des später zu nennenden
Koberwein, im Wagenhaus zu spielen.
— Das Jahr. 1770 brachte entschieden
eine tüchtigere Gesellschaft, als die bis-
herige», nach Ulm. Am 20. Mai begann
dort im Wagenhause zu spielen die Ge-
sellschaft der churfürstlich-bayerischen Hos-
direktrice Madame Theresia v. K u r z.
Es war dieses Theresina Mvrelli, die
zweite Gattin des in erster Ehe mit Fran-
ziska Toscani in Dresden vermählten
bekannten Possenreißers Johann, Joseph,
Felix v. Kurz, genannt Bernardou (geb.
22. Februar 1717 in Wien, als Sohn
eines bayerischen Edelmanns, der der Gi-
sellschaft Joseph Anton Stranitzkys angc-
hörte, j- 2. Februar 1784). Unter ihrem
') Weyermann, neue Nachrichten. S. 1—5.
 
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