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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Schön, Theodor: Geschichte des Theaters in Ulm, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0047

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39

Von den Balletten fesselt die Aufmerksamkeit
das 9. Mai zuerst gegebene, 80. Mai wiederholte
Ulmer Fischerstechen. Zum zweitenmal wurde
ein speziell Ulmer Stoff auf die Ulmer Bühne
gebracht.
Am 3. Mai 1791 eröffnete Voltolini (21
Herren, 12 Damen) wieder das Theater in Ulm
mit Kotzebue. Das Kind der Liebe, Schauspiel
in 5 Akten („Schwäbische Chronik" 1791, 115).
Madame Stöhn sprach die Antrittsrede. Direktor
Voltolini logierte, wie im Vorjahr im goldenen
Schlegel.
Im Schauspiele gab man Emilia Galotti von
Lesfing und mehrere Werke Kotzebu es, von
Opern Werke von Dittersdorf, Martini,
Sarti, Paisiello, Sacchini.
Ein Zeichen, das; man es damals schon ver-
stand, Ereignisse aus der neuesten Zeitgeschichte
zu dramatisieren beweist die am 10. Juni 1791
erfolgte Aufführung des Trauerspiels: Die Zer-
störung der Bastille in 4 Akten. Am 1. Juli
war die letzte Vorstellung dieser Saison. Die
Loge kostete 2 fl. 24 kr., parterre noble und Amphi-
theater 24 kr., 2. Platz 12 kr., 3. Platz 6 kr.
Die „Schwäbische Chronik" 1791, S. 170 widmete
der Gesellschaft folgende Abschiedsworte: ein
sittsames Betragen erwarb ihr die Gunst der
hiesigen Bürgerschaft, 8. Juli reiste sie nach
Schwab. Hall ab.
Am 16. April 1792 begann sie (2 neue Herreni
wieder in Ulm zu spielen, der Direktor logierte
jetzt in der Scheibe.
Im Schauspiel wurden Werke von Kotzebue
und Jsfland gegeben.
Endlich wieder nach einer Pause von 7 Jahren
ging ein Werk unseres größten schwäbischen Dichters
über die Ulmer Bühne, nämlich am 23. Mai
1792 Don Carlos, Jnsant von Spanien, Trauer-
spiel in 8 Akten von Schiller.
In der Oper ist hervorzuheben: Die Entführung
aus dem Serail oder Belmont und Konstanze
neben Werken von Martini und Sarti.
Am 30. Mai endigte die Saison.
Am 28. September begann die Gesellschaft
wieder in Ulm.
Außer Schauspielen von Kotzebue und Babo
gab sie Opern von Dittersdorf.
Am 20. Mai 1793 begann Voltolinis
letzte Saison mit 20 Herren und 12 Damen und
den alten Preisen in Ulm, die am 19. Juli endigte.
Das Schauspiel beherrschte noch immer Kotzebue,
daneben gab man Werke von Jsfland und
Babo.
Novität in der Oper war die am 13., 14., 16. Juni
und 4. Juli gegebene Zauberflöte von Mozart.
Daneben gab man Opern von Dittersdorf,
Wranitzky, D'Aleyrac, Martini.
Zum erstenmale gastierten am Ulmer Theater
fremde Künstler, nämlich 9. Juni im Kotzebueschen
Kind der Liebe Haller und Schulz von
Stuttgart, als Oberst v. Wildenhayn und
der Pfarrer. Am 6. Juni in der Oper Oberon
spielte Cafaro im Orchester mit. Am 17. Juni
sang Madame Reiter am Schluß der Vor-
stellung eine große Arie und blies Cafaro
die Oboe.
Voltolinis Nachfolger war I l l e n-

berger, der im Griesbad logierte und
von 10. November 1793 bis 11. April
1794 spielte mit 14 Herren, 6 Damen.
Er hatte einen eigenen Musikdirektor
Peyerimhof, genannt Niesam,
später Kammermusikns in Stuttgart.
Sein Schauspielrepertoire zeichnet sich vor-
teilhaft vor dem Voltolinischen aus. Zwar be-
herrschte »och immer Kotzebue die Bühne.
Allein zum erstenmal wurde in Ulm ein
Werk Göthes aufgeführt, nämlich am 22. Jan.
1794, Die Geschwister, Lustspiel in 1 A. Auch
Schiller war auf dem Repertoire vertreten
mit Kabale und Liebe und den Räubern, ebenso
Lessing mit Miß Sara Sampson (18. Nov.) und
Minna von Barnhelm. Opern wurden gegeben von
Hlller, Ritter und Gretry. Eine Loge
kostete 2 fl. 24 kr., Parterre und Amphitheater
24 kr., 2. Platz 12 kr., 3. 6 kr.
Etwas ganz Neues war, daß am 27. Februar
1794 von Herrn v. Böhm eine große Cantate,
das Kriegstheater des 1793. Jahres vorstellend,
auf hiesiger Bühne gegeben und am 1. März
zum Besten der Armen wiederholt wurde.
Auch im Sommer 1794 entbehrte» die
Ulmer des Theaters nicht. Vom 19. bis
21. Juni spielten Herr, Frau und
Demoiselle Daber dreimal iu der
goldenen Gans. Die Preise waren:
Standespersonen nach Belieben, zweiter
Platz 8 Kreuzer, dritter 4 Kreuzer. —
Vom 21. September bis 3. November
1794 spielte dann wieder die Gesellschaft
I l l e n b e r g e rs, der iu der goldenen
Scheibe logierte. Er hatte das alte Per-
sonal, dazu noch 6 Herren und 2 Damen.
Im Schauspiel fehlte natürlich der unvermeid-
liche Kotzebue nicht. Doch findet man daneben
Emilia Galotti von Lessing, Jsfland und
Hamlet nach Shakesspeare. Von Opern
ward nichts Bedeutendes gegeben. Die Preise
waren die alten.
Vom 22. Februar bis 30. März, sowie
7. April 1795 spielte Direktor
Mihnle in Ulm (13 Herren und 10
Damen). Er hatte einen eigenen Dekora-
teur, Garderobeschneider und Friseur. Er
logierte im Turm.
Die Oper nahm wieder (biederste Stelle ein.
Er gab Werke von Hensler', Müller, vor
allem Die Zauberflöte, Die Entführung aus dem
Serail und Don Juan von Mozart. Das
Schauspiel beherrschte Kotzebue, doch gab
Mihule auch Kabale und Liebe von Schiller
und Werke von Jfsland.j >Wie schon Jllen-
berger 1793 und 1794, gab Mihule^ kein
Ballett.
Am 27. September 1795 eröffnete er zu den
alten Preisen wieder mit 10 Herren, 2 Kindern
und 6 Damen das Theater, gab Opern von
Gretry, Wolanek, Winter, Agosti, im
 
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