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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Mone, Fridegar: Hans Holbein d. J. in Konstanz 1514, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0077

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69

haben manches von Dürer und Holbein.
Nach meinem Dafürhalten wäre es nicht
unmöglich, daß der ältere Holbein durch
eben jenen Erhärt Ratdolt mit Hugo von
Hohen-Landenberg in Geschäftsverbindung
getreten ist und nach Konstanz kam.
Ueber diese beiden Missale hat Ferdinand
Schober in der Zeitschrift: „das alte
Konstanz in Schrift und Stift dargestellt,"
Band II Heft 1 S. 13 u. 14 etwas ver-
öffentlicht.
Ungleich schwieriger ist die Kritik der
prachtvollen Miniaturmalereien in den drei
Bänden des geschriebenen Missales von
Hugo v. Laudenberg von 1510—1512.
Die Photographien davon von Albert
Obermüller in Karlsruhe, welche Bau-
direktor Hübsch anfertigen ließ, sind un-
gemein selten. Der Hintergrund, eine
Alpenlandschaft, hat eine auffallende Aehn-
lichkeit mit den Holbeinschen Glasgemälden
aus der Sammlung Douglas. Auch die
Nenaissancearchitektnr gleicht etwas den
Holbeinschen Zeichnungen ans den Jahren
1522—1526. W. Lübke im Kataloge
der Karlsruher Gemäldegalerie S. 37 ist
geneigt, die gebirgige Landschaft auf Nr. 48
(Konrad v. Grünenberg) mit einem Stiche
SchongauerS in Verbindung zu bringen.
Stimmt man hierin Lübke zu, so wären
auch die Miniaturen des Landenbergischen
Missale mit Benützung Schongauerscher
Stiche hergestellt worden.
Etwas sicherer sind die Anhaltspunkte
für zwei Gemälde von Hans Holbein d. I.
von 1514 auf den zwei Altartafeln in der
Pfarrkirche zu Bodman am Bodensee. Fr.
lbav. Kraus im ersten Bande der Knnst-
denkmäler im Gr. Baden, S. 465, sagt
über dieselben: „Zwei gute, altdeutsche
Tafelgemälde: 1. Petrus zwischen Barbara
und Magdalena, 2. Paulus zwischen Eli-
sabeth (?) und Margareta." Geht man
auf die Provenienz dieser Altartafeln des
früheren Hochaltars in Bodman näher
ein und vergleicht man die sechs Figuren
mit den Bildern der damals in Konstanz
thätigen Künstler, so gelangt man zu
anderer Ansicht, als Kraus von diesen
Tafeln ausspricht. Das Kvllaturrecht
jener Pfarrei stand von jeher dem Bischof
von Konstanz zu. Es war also zur Zeit,
als der junge Holbein in Konstanz war,
der Bischof Hugo selbst der Bauherr

dieser Kirche und ihrer Ausschmückung.
Das genannte Gotteshaus war dem hl.
Petrus und Paulus als pakroni princi-
pales geweiht, als pakroni minus princi-
paies oder secunöarii aber figurierten
die hl. Barbara, Magdalena, Dorothea
und Margareta. Die jetzige Zusammen-
stellung der Bilder kann aus späterer Zeit
sein. Denn der Altar von 1514 wurde
zerstört und die zwei Tafeln, mit etwas
wenig größeren Figuren als die für Stein
a.NH. 1522 angefertigtcn, wurden später zu-
sammengesetzt und hängen jetzt unter der Em-
pore in einem möglichst mangelhaften Lichte,
d.h. im Dunkeln. DerHintergrund ist dunkel-
grün, wie bei der Botzheimschen Madonna
in Basel von 1514 und wie die Anni-
versarientafel im Nosgarten - Museum.
Die Krone der hl. Barbara ist die Hol-
beinsche Krone, wie bei der Widmann-
schen und Meyerschen Maria, das Kepf-
nnd Halstuch der hl. Magdalena, im
Winde flatternd, ist dem Bilde von Martin
Schongouer (Magdalena, vor dem aufer-
standenen Christus knieend) entlehnt. Un-
begreiflich ist es, wie Kraus das Bild der
hl. Dorothea für eine hl. Elisabeth halten
konnte. Möglich ist eS, daß 1514 Vier-
Töchter der Familie Bodman die Namen
der genannten Heiligen trugen und daß
deren Porträts benützt wurden für die
Köpfchen der dargestellten Heiligen.
Ob die Predella zu diesem Altäre von
Hans Holbein d. I. noch erhalten sei und
ob diejenige ans dem 16. Jahrhundert,
welche jetzt in der Taufkapelle der Pfarr-
kirche zu Bodman sich befindet, von diesem
Maler gemalt wurde, will ich nicht mit
Bestimmtheit behaupten. Zwei Engel,
die sehr an B. Strigel erinnern, halten
auf derselben das Veronikabild wie dies
am Bodensee eine oft verkommende Dar-
stellung ist, wie bei Engelhard Hofmann.
Die Engel haben allerdings mit dem Titel
Holzschnitte zum Konstanzer Missale von
Erhärt Ratdolt etwas Aehnlichkeit. Darüber
kann kein Zweifel bestehen, wer diese
Altartafeln für die Bodmansche Pfarrkirche
bestellt habe. Pfarrherr, d. h. rector der
Pfarrei, war der jeweilige Bischof von
Konstanz selbst, welcher einen Vikar znr
Seelsorgc nach Bodman setzte. Es kann
also nach dem Kirchenrechte jede Ver-
schönerung der Kirche oder Anschaffung
 
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