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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Geschichte des Theaters in Ulm, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0080

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72

3) Den dritten Wolcken, ein Person in solchen
herunterzubringen.
41 Den vierten Wolcken, so die Herrligkeit des
Bergs Sinay fürbilden thut." Auch die- Meeres-
wellen waren in vierfacher Ausstattung da:
1) „Die erste gar stille/
21 Die ander schiebende.
3) Die dritte ungeheure.
4) Die vierdte, uffrechtstehende Wasserwogen,
darinnen inan den Pharao sambt seinem Heer
mit großem Geschrei), Auffhebung dero Hand und
Köpff erschröcklich vertrincken sähe."
Am 2. September - 1650 wurde das
Theater eröffnet nach vollendetem Friedens-
sest mit einer Komödie „allwo vom Zu-
stand und Beschaffenheit unter Regierung
der alten christlichen Kirchen / unter Ne-
gierung der Römischen Kaysern / Cari,
Diocletiani, Galerij, Constantij, Maxentii
und Constantini des Großen" / mit fünf
Verwandlungen und 30 Personen sechs
Stunden lang ,)also anmütig und hold-
seelig agiert wurde, daß noch alleweil ein
gantze Cvnnnun wohl darvon zu reden
hat".
In diesem Jahre 1650 führte M erk 11 Koinö-
dien von den grausamen Verfolgungen des christ-
lichen Glaubens unter den römischen Kaisern
Diocletian, Maximian, Galerius u. s. w., von der-
selben Erlösung in dem frommen Kaiser Constan-
tinus „auf senke (M erks) und des Stadtpfeifers
des langen Eberlin Unkosten" auf! Der Eintritt
kostete 6 Kreuzer für die Person. Die besten Dar-
steller erhielten, Medaillen. So gab es eine
Frauenmedaille von 1650 mit der äußern Um-
schrift: tmpsrio ecclesm religio restauratL.
Uraemiuin inclusti-ias Lcenae süusae in Dbeatro
Ulinensi NIILU. inense Octodri. Noch bei Leb-
zeiten des Rektors Merk, der erst am 3. Juli
.1659 starb, machte sich eine, den Schülerauf-
sührungen feindliche Stimmung geltend. 1656
wollte Rektor Merk die Geschichte von der Zer-
störung der Stadt Ulm durch König Lothar
spielen, was ihm abgeschlagen wurde. Dagegen
sollte er die Geschichte von der Susanna aus-
führen.
1655 wurde beim Schulkonvent be-
schlossen: „die Schüler und Studenten am
Gymnasium sollen nie mehr Komödie
spielen unter Leuten, die bei der Schule
nichts zu thun hätten, wegen dem vielen
Mißbrauch und Exzessen, die vorgegangen.
Solche actiones, wenn man je meine, daß
der Jugend dadurch Nutzen geschafft würde,
sollen wiederum, wie hiebevvr geschehen,
einem Directorium aus dem Gymnasium
unterworfen sein." 1657 wurde die Be-
stimmung wiederholt: ,,eS sollte Niemand
ex coetu sclroluskico erlaubt sein, sich in
Comoedien gebrauchen zu lassen von Leuten,

die bei der Schule nichts zu thun hätten,
sub pOsnu exclusionis." — Durch diese
Bestimmungen waren Leute wie der lange
Stadtpfeifer Eberlin, der Genosse
Merks, voir der Mitwirkung ausge-
schlossen. — Erst 1669 erhielten wieder
einige Studenten Erlaubnis, Komödie zu
spielen. 1672 erhielt Zacharias Herr-
in ann, Senior des geistlichen Ministe-
riums und Professor der Dichtkunst, die
Erlaubnis, mit den Schülern am Gymna-
sium den Studenten Schauspiele, exi-rcilia
scenicu anfznführen.
Er führte in diesem Jahre die Rache zu
Gibeon, von dem gerechtfertigten Schwestermord
auf. H e r m n n n mußte einige exerciiw scenic-c
verfassen, damit dieses Werk bei der lateinischen
Schule verbliebe.
Am 19. April 1680 wurde der wunder-
thälige und gen Himmel fahrende Elias
von des löblichen Ulmischen Gymnasii
Schuljugend in einein öffentlichen Schau-
spiel (zu vergl. Beitrag zum Ulmer Scbnl-
drama von Beck in dieser Zeitschrift XV.
5. 33 ff.) unter Kon-Rektor Eberhard
Roth vorgespielt, ebenso am 18. August
(alias 18. Juli) 1684 von demselben im
Binderhof die erste Friedenskomödie Julius
Cäsar gehalten. Im September 1696
wurde von Roth mit den Schülern vom
Gymnasium das Schauspiel von Judas
Versündigung mit der Thamar aufgeführt.
Am 14. September erhielt er wiederum
die Erlaubnis, Komödie zu spielen und
führte am 17. September mit den Schülern
des Gymnasiums die Komödie von Joseph
mit der Potiphar ans. Beides waren recht
bedenkliche Stoffe für die Jugend! Franz
Mezger , Kantor und Präzeptor in Ulm
erhielt 1699 am 19. Juli die Erlaubnis,
mit den Studenten und Klaßschülern
Komödie zu spielen. Aufgeführt wurde die
Komödie von David und Goliath und im
gleichen Jahr unter Metzgers Leitung von
der studierenden Jugend Ulms das Ulmi-
sche Jerusalem, d. h. eine mit neuen In-
ventionen, biblischen Historien eingerichtete
Friedenskomödie. —Am 24. Oktober 1719
hielten die lateinischen Schüler im Wagen-
haus Komödie ab. Bis zum Jahre 1748
spielten die Schüler des Gymnasiums
unter der Aufsicht und Leitung des Magisters
Christian Wöhrlen, Präzeptors ,der
6. Klasse und Professor der Moral noch
Komödie. Mit seinem Tode hörten in-
 
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