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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0088

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Singen, welch' letzteres öfters mit Musik begleitet
war, die von den Klosterfrauen selbst ausgeführt
wurde. Sie hatten sowohl die Orgel, als die
bei Kirchenmusiken gewöhnlichen Blas- und Saiten-
instrumente mit vieler Fertigkeit, und zum Teil
sehr gut gespielt. Dizinger (der Protestant war)
hatte deswegen selten eine Messe oder eine Vesper
versäumt, wenn sie mit Musik begleitet waren.
Besonders hatte es sich gut ausgenommen, wenn
die Klosterfrauen unter Gesang in Prozession von
dem Chor aus durch die Klostergänge gezogen
waren, denn nach und nach hatte sich der Gesang
ganz verloren und dann wieder sich auf gleiche
Weise genähert. Die Besorgung der häuslichen
Geschäfte war den Laienschwestern überlassen.
Die Klosterfrauen selbst hatten sich hiegegen in
ihren Freistunden mit Sticken oder Verfertigung
von künstlichen Blumen, vor der Aufhebung auch
mit Besorgung einer Apotheke, Konditorei und
Liqueurfabrikation unterhalten. Diese sitzende, mit
gar keiner Bewegung in freier Luft oder mit sonst
einer körperlichen Anstrengung verbundene Lebens-
weise, mit welcher überdies Genus; von nahrhaften
Speisen verbunden war und besonders der innere
Kampf der inenschlichen Gefühle mit religiösen An-
sichten und Gefühlen hatten auf die Gesundheit meh-
rerer jungen Klosterfrauen höchst nachteilig einge-
wirkt. Dizinger hatte einige gesehen, welche in der
Blüte ihrer Jahre dahimvelkten .... Da sahen die
Binsdorfer Schwestern schon anders aus, welche
durch die vielen Feldarbeiten gesund geblieben
und meist sehr kräftig und stark geworden waren!
Diese Kirchbcrger Nonnen waren nach Dizinger
sehr gutmütige Geschöpfe. Vor allen hätte sich
die damalige, in Jahren ziemlich weit vorgerückte
Aebtissin (es war dies Johanna v. Rüosch) durch
Herzensgüte, Sitteneinfalt und Frömmigkeit aus-
gezeichnet. Bei dem ersten Zusammentreffen mit
ihr hatte sich Dizinger zwar kaum des Lachens
enthalten können, sie aber, sobald er sie näher
kennen gelernt hatte, sehr geschätzt und geachtet.
Bei seiner ersten Aufwartung hatte sie ihn näm-
lich an ein Fenster geführt, welches die Aussicht
auf einen benachbarten, schön geformten Hügel
hatte. Unter anderem Hatto Dizinger geäußert,
wie es schade sei, daß das Kloster nicht, statt in
den sumpfigen Teich, in welchem es stehe, auf
jenen .Hügel gesetzt worden sei. Ganz treuherzig
hatte sie Dizinger hierauf erzählt, daß der Stifter
des Klosters diese Absicht gehaht habe und daß
daher Steine, Balken und andere Baumaterialien
auf den. Hügel gebracht worden seien, diese habe
man aber'einige Tage hintereinander am frühen
Morgen auf der Stelle gefunden, auf welcher
nun das Kloster stehe. Anfangs habe man dies
dem Mutwillen boshafter und ausgelassener
Menschen zugeschrieben und habe deswegen zur
Bewachung jener Baumaterialien mehrere herz-
hafte Männer auf den Hügel gestellt; allein den
anderen Morgen habe inan dieselben in dem
Teiche auf den Steinen und Balken schlafend
gefunden. Auf dieses sichtbare und sprechende
Zeichen des Himmels habe man daher das Kloster
an keinen anderen Ort setzen können, als auf
dem es jetzt stehe. — Nach dom Konstanzer
Diöcosnukatalog von 1779 zählte daS Kloster in
den letzten Tagen seines Bestehens 31 Kloster- l

frauen (Laienschwestern sind keine verzeichnet);
ihr ordentlicher Beichtvater war ll. Dom. Reichard
vom Dominikauerkonveut Nottweil; außerordent-
licher Beichtiger der Prior von da. Binsdorf
zählte 13 Klosterfrauen; ordentlicher Beichtiger
war der Stadtpfarrer von da, außerordentlicher
der gen. Reichard. -cll.
Oberschwübischs Kupferstecher und
Zeichner. (Nachtrag zu „D.-A." XV., 1866,
Nr. 12, S. 177—180,) Denselben sind noch an-
zureihen:
28. 1'. Augustinus Bix im Prämonstrntenscr-
kloster Schussenried im vorigen Jahrhundert,
fi das. i. I. 1757, eine Art Allerweltsgenie, nur
nicht zum Ordensstand geeignet — sein Loben
ist eine Art Roman —, war vor allem ein be-
deutender Musiker, dann noch Maler, Goldschmid,
Drechsler und gar kein übler Kupferstecher, als
welcher er die Noten zu einigen seiner Kompo-
sitionen selbst stach.
29.1'. Andreasvon M a r ch thal, Kapuziner-
mönch der schwäb. Kapuzinerordensprovinz, vor-
züglicher Zeichner und Sammler, auch Dilettant
im Kupferstechen (s. „Kupferstichsammlung im Kn-
puzinxrkloster Ravensburg", D.-A. XVI. Seite
191/192), war in den Klöstern Riedlingen und
Ravensburg (hier Guardian) und brachte früher
mehrere Jahre am badischen Hofe zu. Er hintcr-
ließ u. a. ein ungemein interessantes, meist
lateinisch geschriebenes Tagebuch, „armarium
guocklideticuin" betitelt, in acht Bänden, wovon
sieben der 1891 zu Bonn fi Professor Birlinger
in Händen hatte - und einer in anderweitigem
Besitze sich befindet. Seit dem Ableben Birlingers
sind die obengenannten sieben Bände verschollen
und wird jedermann, welcher irgend etwas über
den Verbleib dieser Bände weih, dringend um
Mitteilung an den Unterzeichneten ersucht. Leck.
30. Lederer, Joseph, geb. am 15. Januar
1733 zu Zimetshnusen in baper. Schwabe»,
Kouventual im Augüstiner-Chorherrn-Kloster zu
den Wengen in Ulm, k. k. gekrönter Dichter,
Komponist, fi das. 23. Sept. 1796, stach einen
Teil seiner Noten selbst in Kupfer; so ein „Oov-
cert pour Llavecin accompagne par 2 violcnis
et In Lasse, Lol. fillme". — Außerdem arbeitete
gegen Ende des vorigen Jahrhunderts viel
nach Schwaben der Kupferstecher Johann
Fried. Ro th in Rors ch a ch a. B., von welchem
u. a. auch das Kupferporträt des letzten Kou-
stanzer Bischofs Karl Theodor Anton Maria von
Dalberg, mit der Adresse: Johann Fr. Roth
sculp. Uosaci, im letzten Konstanzer Dlöcesnu-
katalag v. 1802 (?) ist. Ein gewisser I. I. Bäschl e,
welcher u. a. um d. I. 1772 das treffliche Por-
trät des Memminqer Gelehrten Joh. Gg. Schel-
horn in Schäbmanier fertigte, ist wahrscheinlich
auch zu den oberschwäüischen Kupferstechern zu
rechnen. Leck.
L itteraris ch ss.
Coloma, Louis, Buch der Kinder, autor. Ueber-
setznng aus dem Spanischen von Ernst Berg,
Vita d. Verlagshaus, Berlin, br. 1 M. ,116
Seiten). — Sehr empfehlenswert!

Stuttgart, B.uchdruckerci der Alt.-Ges. „Deutsches Volksblatt .
 
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