Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Zur älteren Geschichte der Pfarrei Unlingen (OA. Riedlingen), [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0096

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
88

Befehl zur Umkehr erhalle» Halle und »ach
der Schlacht bei Leipheim sich gegen die
vereinigte» Allgäner- »nd Bodenseehanfe»
wandte, überraschte er bei Essendorf
am 13. April einen Haufen Bauern
(ca. 800 Mann), bei denen sich auch viele
trnchsessische Unterthancn ans der Bassen-
gegend befanden, wie das Verzeichnis
der bei Wintersietten gefangen genommenen
Bauern zeigt. (Banmann, Akten S. 234 f.)
Ein Fähnlein Bauern von Unlingen wollte
jenem Hansen zu Hilfe kommen, flüch-
tete sich aber in ein Gehölz, welches
trnchsessische Reiter umstellten. Viele
Bauern flüchteten sich ans die Bäume.
Allein das inzwischen eingetroffcne Fußvolk
des Truchsessen durchstreifte das Gehölz;
viele Bauern wurden von den Bäumen
hernntergeschvssen und was sonst dem Feinde
in die Hände siel, wurde niedergcmacht.
Bei 150 Bauern, darunter ein Hanptmann,
kamen um. Zwei Falkonette wurden er-
obert, ein Hanptmann, ein Fähndrich und
zwei Rädelsführer gefangen genommen.
(Banmann, Akten S. 236 s.; Zeitschrift
f. Schwab, n. Nenbg. VII (1880), S. 264.)
Es waren dies nicht lauter Bauern aus
Unlingen selbst. Ans dies hin begannen
viele Bauern zu huldige». Am 22. April
wurde dann mit den Allgäuern und Bo
denseern, die sich bis gegen 14 000 an der
Zahl in der Nähe von Weingarten
gesammelt hatten, ein Vertrag geschlossen,
in welchen auch der Unlinger Sammelplatz
ausgenommen wurde. Er wurde von Hans
Stückle von Unlingen, Konrad Maier von
Altheim, Jörg Miller von LangenenSlingen
und Jörg Kraus von Dangendorf, als den
Vertreter» dieses Platzes beschworen. (Walch-
ner und Bodent, Biographie d. Truchsessen
Georg III., 1832, S. 265.) Allein der
Vertrag wurde von mehreren Herrschaften
in der Bnssengegend mißachtet; sie sagten,
derselbe gehe sie nichts an, ihre Unter-
thanen haben zum Baltringer Haufen ge-
hört und seien nicht in den Vertrag aus-
genommen, und sie behandelten die Bauern,
obwohl sich dieselben unterwarfen und
huldigten, vielfach in unwürdiger Weise.
Am meisten Schwierigkeiten bereitete hierin
dem schwäbischen Bund Graf Felix von
Werdenberg, welcher seinen Unterthancn
an verschiedenen Orten zu wiederholten
Klagen Anlaß gab. (Zeilsch. f. Schwaben

n. Nenbg. VII) 320, 324 f., 333 ii.,
VIII, 370 s., IX, 32 f., 50, X, 7.)
Am 29. Mai 1525 brachten die in den
Unlinger Platz verschriebenen Unterthancn
des Balthasar von Hertenstein zu Gric-
ningen, die des Felix von Werdenberg,
ferner die des Jakob von Stein zu Utten-
weiler, die des Hans von Stotzingen in
Burgau und die des Josen von Hornstein
zu Eöffingen gemeinsam in der „Banern-
rlage" mancherlei Beschwerden gegen ihre
Herren beim schwäbischen Bund vor. (Zeil-
schrist f. Schwab, n. Nenbg. X, S. 25 ff.)
Der Bund nahm sich der Bauern an und
mahnte die Herrschaften zur Anfrechtcrhal-
tnng des Vertrags, freilich nicht immer
mit Erfolg. Von den truchsessischen Unter-
thanen dieser Gegend hörte mau wenigstens
damals keine Klagen mehr.
Noch nicht zehn Jahre waren vergangen,
als unsere Gegend wiederum von KriegS-
volk überschwemmt Wierde. Herzog Ul-
rich von Württemberg und
Philipp von Hessen zogen i. I.
1534 bei der Eroberung des Landes mit
ihren Truppen bis gegen Niedliugen
und bedrohten die österreichischen Be-
sitzungen daselbst. Ende Juni verabredeten
sie zu Daugendorf den weiteren FeldzngS-
plan, mußten aber bald die Gegend ver-
lassen. (Martens, Gesch. d. krieger. Ereig-
nisse in Württ. 1847. S. 246 f.) Snlger
spricht von einem Zruve ctuurirum, welches
damals die Ortschaften in der Nähe der
Donau u militum iurmclLkione erlitten
(ucl. nun. 1534).
Ans jener Zeit ist ein Ereignis zu be-
richten, welches durch die religiöse Neue-
rung veranlaßt wurde und hier nicht über-
ganzen werden kann, weil es urkundlich
bezeugt wird.H „Zur Zeit und Abfall
Luthers" wurde aus dem Kloster zu
S ch o rndvrf (Schondvrff) durch Franzis-
kaner ein Mutte r g o ttes b ild in das
Kloster Unlingen geführt, um dorthin ver-
setzt zu werden.2) Als man nun das Bild
0 Urkunde vom 21. Sept. 1688 mit dem
Kloster- und Gemeindesiegel in der Pfarrregistr.,
Duplikat in der Gemeinderegistr.
2) In Schorndorf befand sich ein Nonnen-
kloster von der 8. Regel des hl. Franziskus ivie
das in Unlingen. Die Ueberführung des Bildes
geschah vielleicht in den 30er Jahren; 1634 kam
Schorndorf wieder an Herzog Ulrich, der dann
die Reformation einführte.
 
Annotationen