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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Beck, Paul A.: Markus Asfahl in Meran, der Meister des Reutlinger und Bleubeurer Hochlaltares?!
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0101

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gestellten, bezw. gestürzten Buchstaben be-
stehende Monogramm wurde früher, so
von A. Lorent in seinen „Denkmale»
des M. A. rc.", Blaubeuren, S. 126/127
sowie von Schn aase in der „Geschichte
der bild. Knuste rc.", Vilich S. 432 für
ein -V und zivei V gelesen und auf den
Ulmer Maler Jak. Äcker gedeutet. In
Wirklichkeit ist aber der für ein 7V ge-
haltene Buchstabe ein deutliches N und
läßt sich der von der Gegenseite anzusehende,
für zwei V gehaltene Buchstaben, als ein
/r lesen, wonach also dieses Künstlerzeichen
ans Markus Asfahl paßte! Der unter-
halb des MonogrammeS angebrachte Spruch:
dir zur Lieb, ist freilich recht rätselhaft;
in erster Linie denkt man natürlich an
eine Richtung an das sangebetete) Christ-
kind (dir d. h. dem Jesuskind); dann könnte
sich aber derselbe noch in irgend einer
Weise ans den Meister beziehen, der sich
im vorstehenden Künstlerzeichen verewigt
hat, möglicherweise dessen Wahlspruch
sein, wobei zu der Zahl 100, falls die-
selbe überhaupt richtig ist, vielleicht Jahre
oder Male oder Meilen zu ergänzen sein
dürften. — Von der Nichtigkeit der Passa-
vantschen Deutung des anderen, auf der
Darstellung vom Herodesmahl an der
Innenseite der äußeren Thürflügel und zwar,
von Arabesken umgeben und mit einer
Krone darüber an den Beinkleidern des
Mundschenken, dann nochmals an des
letzteren Mütze, angebrachten Monogram-
mcs, wieder mit dem bedeutsamen 7L und
einem 14 als Livre e-
zeichen (!) des Kö-
nigs Herodes An-
ti pater, binieb nicht
überzeugt, soferne
diese Deutung mir
überhaupt für zu ge-
sucht und manieriert
vorkounnt. Sollte
deundaSMonogramm
nicht ^stalrl ssalensis
bedeutend! Die Zahl XVII endlich, weiche
sich an dem Oberbein eines andern auf
dem gleichen Bilde dargestellten Anfwärters
findet, könnte nicht etwa bloß die Jahre
bedeuten, welche die Anfertigung des Altares
in Anspruch genommen hat, sondern auch
das Jahr der endgültigen Vollendung
(1517?) oder die Zahl der Künstler

und Gesellen, die daran gearbeitet, oder
der ursprünglichen Tafel»? Der Zeit
nach kann M. Asfahl ganz gut an dem
Blanb eurer Altarwerk mitgemalt
haben, soferne sein Wirken im zweiten
Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts ein solches
schon Ende des 15. Jahrhunderts recht
wohl zuläßt. Jedensalls kommt sein Name
weit eher in Wurf, wie der des Jak.
Acker, dessen Kunst, wie sie uns in seinen
Arbeiten in Rißtisseu und (?) Ersingcn
entgegentritt, an den Blaubcurer Altar
kaum heranreicht. Wie sollte auch ein denn
doch mehr untergeordneter Maler wie Acker
allein sein Monogramm an diesem Groß-
kunstwerke m ehrerer angebracht habe» ?!
So überzeugt ich für meine Person
davon bin, daß man mit Markus A s -
fahl auf dem richtigen Wege, auf der
richtigen Suche nach dem lange vergebens
gesuchten Hauptmaler dcsBlaubenrerAltar-
werkeS ist, so bin ich doch in Ermanglung
eines Vollbeweises weit entfernt, die von
mir nahegelegte Mit- bezw. Hauptarbeit
Asfahls an den Malwerken des Blau-
beurer Hochaltares als ansgemachte That-
sache hinstellen zu wollen, stelle vielmehr
dieselbe zunächst zur Diskussion, wobei
ich die Zweifel, den Skepticismus bis zur
Negation der Knnstforscher gegenüber dieser
Nenaufstellnng voraussehe. Ich hoffe aber
immerhin, daß diese meine Version nicht
L limine zurückgewiesen wird, daß sie viel-
mehr die Anregung giebt, fortan den jetzt ja
gegebenen Spuren des Markus Asfahl
in den Archiven und Registraturen Süd-
deutschlands und Tirols, in alten Druck-
werken, wie auch au alten Gemälden recht
eifrig nachzugehen, so daß schließlich doch
ein Resultat erzielt wird und möglicher-
weise die Zukunft, vielleicht auch durch
glücklichen zufälligen Fund unterstützt, die
Vermutung zur Gewißheit erbringt. Da-
bei drängt sich unwillkürlich die Frage
auf, ob denn auch das alte Blanbeurer
Klosterarchiv schon vollständig durchsucht
bezw. durchforscht ist? Leider ist die
Forschung auf den: Vergleichswege noch
sehr erschwert, soferne ja das einzige noch
bekannte Werk Asfahls, der Hochaltar in
der Rentlinger Marienkirche, längst ver-
brannt und vom selben auch keine Ab-
bildung mehr vorhanden ist; auch existiert
von dem durch mich dem Asfahl zuge-
 
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