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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Beck, Paul A.: Zur Schiller-Genealogie: (die Schiller von Herdern aus Riedlinger, nicht identisch mit der Familie Friedrich Schillers!)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0124

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116

an allen Nachweisen, wie und wann und
unter welchen Umständen dieselbe anS Tirol
bzw.von Augsburg ins schwäbische Unterland
(Neinsthal) gekommen sein soll. Im Gegen-
teil ist es in neuester Zeit, nachdem bis-
lang die Nachrichten gerade über die ältere
Genealogie des Schillerschen Geschlechtes
so dürftig Ware», den unermüdlichen Be-
mühungen des stellvertretenden Vorsitzenden
des „schwäbischen Schillervereins", des um
die Schillersache hochverdienten Stadtschult-
heißen Trangott Ha ff n er in Marbach
gelungen, den Stammbaum Fried. Schillers
bis auf seinen (in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts geborenen) Ur-Ur-Ur-
Großvater Stephan Schiller, Bürger
zu Neustadt bei Waiblingen anfzudccken
und klarzulegen, worüber sich der eben im
neuesten „Rechenschaftsberichte" des schwä-
bischen Schillervereins (Marbach am Neckar,
Büchdrnckcrei von A. NemppiS, 1899, Seite
l—24) zuvor schon auszugsweise in der
Beilage 51 der „Allg. Ztg." dieses Jahres
und darnach im Marbacher Bezirksamts-
blatt Beilage 11 veröffentlichte Aufsatz
des Schillerforschers Professor Richard
Welt rieh iw München ausführlich ver-
breitet. Angesichts dieser Erhebungen,
welche an der Hand von Kirchenbücher-
Einträgen des weiteren als Zweitältesten
Ahnen des Dichters den Bäcker Kaspar
Schiller in Waiblingen, als drittältesten
bezw. Urgroßvater den Bäcker HanS Kaspar
Schiller in Bittenfeld und als Großvater
den Schultheißen und Bäcker Johs. Schiller
ebendas., unwiderleglich feststellen, scheint
die Abstammnng des Dichter-
fürsten von einer alten bürger-
lichen Nemsthäler Handwerker-
familie fe stz n st eh e n u nd läßt sich
die Herkunft von dem ans der
Urheimat Ni edli ngen in Ober-
sch Waben stammenden, nachmals
in Frei bürg i. B., Innsbruck und
Augsburg angesessene» Ge-
schlechte der Schiller von Her-
der» nicht festh alten. Die an sich
ja auffallende Aehnlichkeit des Wappens
der Schiller von Herder» mit dem schon
von des Dichters Vater, dem Hanptmaiin
I. Kasp. Schiller und dessen Sohne ge-
führten Wappen — nämlich einem bis
zur Hälfte der Länge nach gehaltenen

Schild, der zur Rechten mit einem auf-
steigenden halben Einhorn, im linken Feld
mit einer gerade anfgerichtetcn Pfeilspitze
geziert ist, welche sich auf dem gekrönten
(geschlossenen) Helm wiederholt, in der
unteren Hälfte aber zwei breite Quer-
balken anfweist — erklärt Haff» er ans
ganz natürliche und überzeugende Weise
damit, daß eben der Vater nach damaligem
(und auch heute hin und wieder noch vor-
kommcndem) Brauche sich ein SchillerscheS
Wappen von einem Siegelschneider nach
einem Wappenbuche werde haben stechen
lassen. Zur Unierstütznng dessen wird
noch nachgewiese», daß Schiller Vater vor
dem Jahre 1766 ein anderes Siegel (mit
einem sechsblätterigen Zweig im Schild
und einen Arm mit gezücktem Schwert
ans dem ungekrönten Helm) führte. Den
Mangel an aller und jeder Tradition von
einer Glanbensversolgung und Zwangs-
answandernng in der Dichterfamilie möchte
ich dagegen noch nicht als ausschlaggebend
für die Unrichtigkeit der ausländischen Ab-
kunft ansehen. Die Wappen mit dem
Einhorn waren zudem in Schwaben nicht
selten; so führten dasselbe die aus Ulm
stammenden Roth v. Schreckcnstein, die
Freiherrn v. Tenge», die Metzler
v. HelmSdvrf (bei Kirchberg im Linzgan)
n. s. w. Nicht minder war der Name
Schiller auch sonst in Schwaben, so in
Großheppach im NemStbalJ) Steinheim
an der Murr, Sulz a. N. u. s. w. ver-
breitet. Ende des vorigen Jahrhunderts
waren in Ellwangen ein fürstlicher
Hofrat v. Schiller, von welchem in der
ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ein
Sohn in Eßlingen a. N. lebte, und in
Neresheim ein fürstlich Oettingcn-Waller-
steinscher Oberamtmann v. Schiller (sollten
diese etwa Abkömmlinge der Augs-
burger Schiller gewesen sein?). Auch
in der Gegend von Brixen in Südtirol
kommt der Name Schiller vor, wo ihn
eine wackere Banernfamilie trägt.
H Die von diesem Orte herstammendcn Schiller
bezw. der Hofgraveur Gg. Franz Schiller,
früher in Stuttgart, führen gleichfalls (wahr-
scheinlich eben auch auf Grund eines Wappen-
buches) das Einhorn in ihrem Siegel.
 
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