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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Geschichte des Theaters in Ulm, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0142

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134

Theokrit Bonneval nicht zur Flucht be-
wegen, muß vielmehr einen andern Plan er-
sinnen. Hassan und Ru st an zweifeln am
Erfolg ihrer Ränke, Theokrit aber bittet mit
Thekla um glücklichen Erfolg ihres. Planes,
welcher auch einzutreten scheint, besonders da
Thekla sich zu erkennen giebt. Allein B o n-
neval leiht dem Stolz, der ihn zur Rache an-
reizt, und den Mahnungen des Mufti seine
Ohren und wird unter dem Frohlocken Has-
sans und Rustans und dem Seufzen Thek-
las und Theokrits ein Muhammedaner.
Der Text war lateinisch.
Der gewählte Stoff verdient alles Lob.
Wie viel ernste Wahrheiten konnten von
der Bühne herab der Jugend gesagt wer-
den! Nicht minder glücklich war die Wahl
des Stoffes für das zweitnächst folgend^
Jahr. 1739 ward aufgeführt: die in dem
Duc cie Klppercka gestraffte Untren, in
einem lateinischen Schauspiel des exempten,
regulirten canonischen Stifftes und Gotts-
haus Wengen in Ulm. Das erste und
zweite Semester.
Jan Willem Baron von Ri pp erda,
geb. 1690 in Groningen, in Köln bei
den Jesuiten erzogen, schwang sich bis zum
spanischen Kriegs- und Finanzminister
empor. In Ungnade gefallen, bewog er
1731 den Kaiser Muley Abdallah von
Marokko zum Krieg gegen seinen früheren
Wohlthäter, den König von Spanien, er-
litt aber bei Ceuta eine Niederlage. N ip
perda, der der Reihe nach katholisch,
protestantisch, wieder katholisch, reformiert
geworden war, starb 2. Nov. 1737 von
aller Welt vergessen in Tetnan.
Dem Stück, dessen Verfasser wieder
Trautwein war, ging ein von demselben
verfaßter Prolog voraus, dessen Personen
waren: Apollo, Cyparissus, Hyacintus,
vier poetne, Prontes, Steropes, Pyrach-
mon und dessen Inhalt war:.Apollo über
den Jupiter wegen Tötung seines Sohnes
Aesculap und über die Chklopen wegen
des hierzu verfertigten Donnerkeils ganz
entrüstet, rächt sich an den Chklopen. Der
Chorus I hatte folgenden Inhalt: Apollo
wird wegen vieler Verbrechen und sonder-
lich wegen der an den Chklopen begangenen
Untreu hart von Jupiter angeklagt, der
Chorus II: Apollo wird seiner Würde be-
raubt und aus dem Himmel gewiesen.
Die Personen des eigentlichen Stücks waren
König Philipp, Ripperda, der Sohn Ripperdas,
Grimaldi, Orendenius, Achmet, der Inhalt fol-
gender: Der König hört den von Wien zurückge-

kehrten Sohn Ai ipperdaü gnädig an. Ai i p-
p erd a wird dadurch mit unmäßiger Fröhlichkeit
erfüllt und faßt die größten Hoffnungen für seine
Familie. Um diese zu befestigen, sucht er Gri-
maldi durch eine Heirat seines Sohnes mit
einer Verwandten desselben zu einein Freunds
zu gewinnen. Den Orendenius sucht Rip-
perda als seinen Feind zu unterdrücken. Des-
wegen wird Ripperdas Sohn in G r i m a l-
d i s Gegenwart ungeheuer ausgezeichnet. Der
König erfährt durch Grimaldi und Oren-
denius von Gedichten Ripperdas, über
die er erzürnt ist. R i p.p erda, der zum.König
gerufen wird und nicht an dessen feindlicher
Stimmung gegen ihn mehr zweifelt, befiehlt dem
Sohn, alle zu bewachen. Der Sohn lockt dem
Achmet einige Geheimnisse heraus, ist dadurch
erregt, berichtet alles dein Vater. Dann wird
der Sohn zur Begrüßung-der Königin abberufen.
Ripperda wundert sich, daß ohne sein Wissen
etwas vom König gehandelt würde. Trotzdem
empfängt er den Orendenius insolent, wel-
cher mit Grimaldi beim König Rippe r das
Verbrechen anzeigt. N ipperd.as Sohn kommt
zurück, erfreut von der Gnade der Königin.
Ripperda schreibt wegen eines künftigen Planes
an den englischen Gesandten, geht ungerufen zum
König, klagt seinen Feind Orendenius an. Der
Bote Ripperdas mit dem Brief wird aber
aufgefangen. Ripperda, seiner Aemter entsetzt,
muß ein Asyl beim englischen Gesandten suchen.
Der Text war, wie in den früheren Stücken,
lateinisch, die Fabel ist nicht ungeschickt ersonnen,
namentlich, wie Nipp erd a sich fortwährend von
Grimaldi täuschen läßt und ihn bis zu seinem
Sturz für seinen Freund und künftigen Ver-
wandten hält. '
Auch das 1740 aufgeführte Stück ist von
Trautwein verfaßt, nämlich der in dem Knesen
Dolgoruki gestrafte Ehrgeiz, in einem lateinischen
Trauerspiel vorgestellt den tt. und 9. September.
Prinz Alexei Iurjewitsch Dolgoruki ge-
wann als Erzieher des minderjährigen Kaisers
Peter II: große Gewalt über ihn. Mit seinem
Sohn.Iwan, der mit dem Kaiser aufgewachsen
war, stürzte er den Fürsten Mentschikow und
verlobte 1729 seine Tochter Katharina mit dem
Kaiser. Als letzterer 1730 starb, wollte der
Prinz seine Tochter Katharina als Verlobte des
Kaisers auf den Thron setzen, was aber mißlang.
Die ganze Familie Dolgoruki wurde nach
Sibirien durch Kaiserin Anna verbannt, Iwan
allerdings 1735 zurückberufen- aber 1739 wegen
Veruntreuung des kaiserlichen Schatzes und Ver-
schwörung mit zwei Verwandten gerädert.
Die Personell des Prologs und der zwei
Chori waren:
Knes Alepey Dolgornky.
Ein Sekretär des Reichs der Toten:
Marlin Biderman.
Charon: Christoph Bannhart, poetn.
Alexeywicz, Söhnlein des Knes Alexey :
Kajetan . Schirfer, s/ntaxistn
minor,
 
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