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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Merk, Gustav: Zur Geschichte des Nonnenklosters in Warthausen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0166

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158

14. Lndovika Niedmülleriu, Gärtnerin,
32 Jahre alt, gesund und in häus-
lichen Arbeiten wohl erfahren — nach
Weißenhorn.
15. Rosa Stotterin, Köchin, 31 Jahre
alt, kränklich, eine gute Köchin — nach
Weißenhorn.
16. Antonia Stötterin, Gärtnerin, 27
Jahre alt, gesund, auch geschickt im Koche»
— nach Weißenhorn.
17. Theresia Nezerin, 37 Jahre alt,
schwächlich, in weiblichen Arbeiten erfahren
— nach Ehingen.
18. Waldburga Stiefenhofen», Köchin,
26 Jahre alt, im Spinnen, Stricken und
Kochen geschickt — nach Weißenhorn.
Sämtliche Nonnen wohnen in Bürgers-
Häusern Paar und Paar beisammen und
führen ihre eigene Haushaltung. Sie er-
hielten einen Ansstaffiernngsbeitrag oon
100 fl. und Pension für zwei Monate
nenn Tage 38 fl. 54 kr. Den beiden No-
vizinnen sollen zusammen 200 fl. ansbe-
zahlt werden. — St.-A.
1783 Okt. 2. kaufte der NeichSgraf
Konrad von Stadion das Klostergebände
samt Gärten um 4000 fl. (eingeschätzt
Kloster samt Keller 7337 sl., Gemüsegarten
280 fl. und Obstgarten 1015 fl.). Der
Verkauf wurde in drei verschiedenen Zei-
tungen knndgegeben. Der dem Kloster ge-
hörige Weinberg wurde von Bürgermeister
Richard Reinhard von Meersburg gekauft.
— St.-A.
1784 März 17. starb die Exmutter des
aufgehobenen Klosters, Jnnocentia Nehmin.
Universalerbin derselben ist Kreszentia
Haitzin, auch eine Exnonne in Ehingen.
— St.-A.
1784 Ang. 5. wird au das Oberamt
Aldorf von der Hofkanzlei ausgeschrieben:
Es sei den Exnonnen die ihnen zugemessene
Pension mit dem Anfang eines jeden
Monats der ganze Monatsbetrag zum
voraus zu bezahlen, wie es bei den Ex-
mönchen gehalten werde. — St.-A.
So war das Warthauser Kloster mit
etwa 600 anderen von bloß beschaulicher
Richtung dem „Weltverbessernngseifer"
Josephs II. zum Opfer gefallen. Und
seit jener Zeit hat unsere Klause ver-
schiedene Wandlungen dnrchgemacht. An
der heilig-ernsten Stätte, zu der einst so

viele fromme Seelen, der Welt zu ent-
sagen und dem Herrn zu dienen sich hin-
gezogen fühlten, macht sich heute ein gegen-
teiliger Geist bemerkbar. Mit so manchen
andern abgegangenen Klöstern teilt die
Klause daö profane Schicksal, daß ihre
Räume nunmehr ganz entgegengesetzten
Zielen und Zwecken dienen müssen. Ein
Gasthaus auf reizender Höhe, mit herr-
licher Aussicht ins Nißthal ist ans dein
Schwesternhanse geworden und nur noch
die dunkeln, düsteren Gewölbe wecken die
Erinnerung an die Behausung der Klause-
rinnen. Der Gang vom Kloster zur Kirche,
im Laufe der Zeit vielleicht zerfallen oder
absichtlich ausgefüllt, läßt sich teilweise
heute noch ermitteln und leistet als Keller
treffliche Dienste. Die Totengruft in der
Kirche, von außen nur durch schmale
Fensteröffnung zugänglich, birgt die Gebeine
weniger Schwestern. In diesen wenigen
Ueberresten') und dem Chörlein in der
Kirche hat sich das Andenken der Klause
erhalten, das sicherlich sonst in Wart-
hausen ein rühmlicheres wäre, wären die
gegenseitigen Beziehungen von Pfarrherrn
und Klause von jeher friedlichere gewesen.
Nachgetragen werden muß noch, daß der
Kaplan und Inhaber der St. Wendelinö-
pfründe zu Warthausen, Georg Laupacher
von Ehingen, am Ostermontag (4. April)
1575, nachdem er zuvor sechs Wochen im
bischöflichen Gefängnisse gesessen, eine Nonne
aus der dortigen Sammlung entführte und
dann in einem Dorfe bei Nördlingen mit
der Nonne und zwei Kindern sich nieder-
ließ. (Blätter f. Wllbg. Kirchengesch. 1891,
S. 36.)

0 Zu bemerken wäre noch, das; auf dem
Rathaus Warthausen ein Siegelstempel gefunden
wurde, der angeblich das größere Siegel der
Klause repräsentieren soll. Die Petschaft aber
(25 mm im Durchmesser mit einein Muttergottes-
bild, auf dem rechten Arm das göttliche Kind und
in der linken Hand das Scepter tragend und
mit der Legende N.V.'I'.bl.) wird bei der ge-
nauen Kenntnis der beiden Klostersiegel kaum
als eigentliches Klostersiegel gelten können. Das
kleinere Siegel ans einer Urkunde uon 1786 zeigt
uns den hl. Franziskus, wie er die Wundmale
empfangt, mit der Legende L. IV. II., das größere
aber, und nach Greidcrer ältere Siegel, ist das
sogenannte Antoniuskreuz und trägt die Umschrift:
„S. der Claus Obermnrthnusen".
 
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