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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

DOI Artikel:
Saupp, ...: Denkwürdiges aus der Geschichte des Klosters Wiblingen, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0183

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175

Aufzählung dieser Reliquien ungefüllt.
Die hauptsächlichste geistige' Förderung
aber gesck-ah durch die oben geschilderte
Wiederherstellung der musterhaften Ordens'
disziplin, welche nicht auf Wiblingen be-
schränkt blieb, sondern von da ans in
einer Reihe anderer Klöster eingeführt
wurde. Diese von Wiblingen auS reformier-
ten Klöster sind: S t. Ulrich in Augs -
b nrg, Hirs ch au, Blaube n ren,
Lorch, Elch in gen, Alberspach und
Echenbrnnnen. Auch wurden inner-
halb 18 Jahren acht Aebte von Wiblingen
für verschiedene Klöster verlangt und aus-
gestellt, so für Augsburg, U.Nelcirior
c> e Ztnmbs t^obilisln, sonst ge-
wöhnlich IVIelcllior 6e5teinlleim ge-
nannt. Dieser bedeutendste Schüler Ulrichs
„singulare Noirnsterii nostri ornnmen-
tum" genannt, stammt aus adeligem Ge-
schlecht - - über Steinheim heißt es ,,tor-
Zlninlrniir est illuck oppickum prope
Ltrns (im bayerischen Bezirksamt Neu-
Ulm). Er kam schon früh nach Wien zur
Ausbildung in den Wissenschaften, wurde
daselbst zum Baccalaureus promoviert, und
kam dann nach Wiblingen, wo er in den
Orden eintrat und durch seinen Eifer sich
anszeichnete. Im Jahre 1458 wurde er
vom Kloster St. Ulrich zum Abt begehrt.
Gleich im ersten Jahre habe er ans dem
Kloster Melk Religiösen geholt und darunter
einen Thomas ans Padua, den er zum
Prior machte. Seine Wirksamkeit und
Verdienste werden vom Annalisten weit-
läufig geschildert und u. a. wird nament-
lich hervorgehoben, daß er das Kloster
Füllend ach zum hl. Michael wieder
hergestellt habe und daß er für die Re-
formation des Stifts Ottobeuren sehr
thätig gewesen sei. Auch sei er Ratgeber
des Herzogs L n d w i g v o n B a y e r n
gewesen und habe seinen Einfluß bei dem-
selben zur Durchführung der Reformation
der Klöster Kübach, Holz und Thierhanpten
auSgenntzt. Endlich habe er eine Biblio-
thek gegründet und mit vielen Büchern be-
reichert, und im Jahre 1466 die erste
Bu ch drucke re i in Augsburg errichtet.
Er starb im Jahre 1474. Martin
H e ring wurde Abt in Bre»zenhanse n
und Echenbrnnn, Jodok Winkel-
hofer aus Ulm im Kloster Lorch. In
Alpirsbach waren nacheinander drei

-Aebte von Wiblingen, nämlich Erasmus
M arschalk ans Biberacb, hierauf Geor g
Schwarz aus Niederhofen bei Lenlkirch
und zuletzt Hieronymus Hulzing
ans Leipheimb (nach anderer Lesart ans
LopheimLanpheim), Prior daselbstwar
Biktor Nigri von Feldkirch, ebenfalls
ein Schüler Ulrichs. Der Annalist, be-
dauert, daß dieses Kloster später in die
Gewalt der Lutheraner kam und deshalb
die Verdienste dieser Männer der Ver-
gessenheit anheimgefallen seien. Mehrere
Wiblinger Mönche waren auch inPeter s-
hansen bei Konstanz thätig, so ein Hein-
rich Klaus von Weißenhorn, Barthol.
Stör und Gregorins von Jsny Johannes
Herlin von Jmstadt. Außer diesen Namen
werden folgende als Konventualen unter
Ulrich anfgezählt: Ludwig Blarer ans
St. Gallen, Siegfried voti Friedberg, Jo-
hannes Knüßlin, Georg Veienmaier von
Thierhanpten, Jakobns de Leibzig, Barthol.
N., Andreas N-, MargnardnS N., Georg
Spar de Bogoaria, Martinns Ämter von
Gtslingen, Andreas Schenk, PhilippZirken-
dorfer, Philipp Stör, Johannes von
Babenberg, Johannes Wolpert, Kaspar
Schwindelle, Johannes Lophein de Albers-
pach, Bernhard Halblüzel, Kvnrad Heggen-
zin von Schafhuscn. Profeß legten ab
im Jahre 1451 Oeoi'Ams Olocic Uibern-
censis, 1452 Joannes Lalrner lUittm-
lleimensis, 1455 Nnttkneus UeLlrin^
Vsnermis, 1458 /oannes Unmpnrter
UoUvilnirus, 1459 ^VilllelmuZ Oieten-
Ireimer et Limon Uosclrl 1462 Lon-
rnclus Uuclr Ue UerinAen, 1472 tVInreus
Onuteler cle LctrAUrusen. Merkwürdig
ist, was im Jahre 1447 von einem Wib-
linger Mönch-Apostaten Petrus Mar,-
ginet berichtet ist. Derselbe habe sich
in alle Laster gestürzt, sei nckulter, prneUo,
Inkro, Lenncknlum populorum gewesen,
habe sich aber durch die wunderbare Gnade
Gottes ans diesem Sündenpfnhl heraus-
gearbeitet und sich zu ewiger Haft und zu
gllen Strafen und Peinen im Kloster un-
geboten und sich aufs Schärfste und Strengste
gezüchtigt. Dabei sei er durch himmlische
Heimsuchungen getröstet und den Dämonen
furchtbar geworden, ja er habe den Fürsten
der Hossart genötigt, einmal in Gestalt
eines Esels Lasten für das Kloster herbei-
znschaffen, und sei auch sonst von Gost
 
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