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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O. S. Ben. im französischen Ueberfall vom 8. Mai 1800 bis 24. April 1801, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0189

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181

ganze Heurest getilgt sei. Fezer sagte ihm,
a) er habe 500 Ztr. accordiert, welche
noch in dieser Woche durch den Lieferanten
ins Magazin sollen gebracht werden; b) er
wolle noch weitere 400 Ztr. accordieren;
c) Herr Hazardain hätte es selbst schrift-
lich hergegeben, daß die verlangten Artikel
erst bis 15. Fructidor ganz müßten ein-
geliefert sein, bis wohin es noch 16 Tage
seien sc.
36 a) und b) Dieses sei eine Bagatelle;
sogleich müsse morgen alles (nämlich bei
2500 Ztr.) geliefert sein; wenn man mit
Fuhrwerk oder gutem Heu nicht aufkommen
könne, soll man accordieren — man sei
von Geld entblößet — Hazardain erwidert,
wir sollten eins negotiieren, selbst in Lindau
gebe eS Geld, all c) Er habe geglaubt,
dies für sich thnn zu können, allein das
Arrete des Moreau laute anders und
niemand als dieser könne etwas anderes
statuieren. M. Das Arrete hatte Ha-
zardain schon, als er schrieb, daß die
Lieferung bis 15. Fructidor (2. September)
dauere. Wir glaubten bei dieser Lage
ganz sicher zu sein, wollten beim Konnte
und Hauptquartier den Verstoß berichtigen
lassen und vollkommene Rechnung pflegen,
wobei sich die noch dunkeln Anstände heben
und auflösen mußten. Aber nein! Die
schon zugesagte Zeit nimmt Hazard zurück,
schläfert vorhin geflissentlich ein, um ja
zu verhindern, daß man weder in natura
liefern noch unter mehreren Lieferanten
wählen kann. Sie suchen überhaupt in
Lindau es durch Spitzbubenränke dahin
einzulenken, daß man accordieren m u ß
und zwar mit jenen, die sie selbst vor.
schlagen und mit denen sie ein eilige-
worfenes Gut habe».
Um die Exekution so lange abzuwenden,
bis Hazard aus dem Hauptquartier selbst
einen Aufschluß würde erhellten haben,
welches dann geschehen könne, wenn man
dort unsere schon abgeschickten Rechnungen
würde revidiert haben, reiset Herr Ober-
amtmann am 19. in der Früh 4 Uhr aber-
mals nach Lindau. Hier hat Hazardain
tausend Ausflüchte zu proponieren, endlich
aber nach langer Unterredung will er mit
der Exekution 4 Tage lang zurückhalten,
in welcher Zeit man alle Bons und Rech-
nungen von Augsburg znrückfordern und
ihm zur Abrechnung bringen könne. Unser

Herr Oberamimann kommt nachts 12 Uhr
zurück und reiset am 20. August selbst nach
Augsburg, um dort im französischen Haupt-
quartier entweder ein inlribitorium gegen
Lindau oder ein legales testimonium über
die gemachte Lieferung oder sonst etwas
»ns Erleichterndes auszuwirken. Herr
Oberamtmann besprach sich zugleich mit
Herr» Senator Pfister, welcher die Lieferung
ins Spital besorgt. Herr Pfister schätzt
die ganze Lieferung schon zum voraus auf
80 000 Livres; hieran könnte auf Wein-
garten beiläufig der achte Teil treffen.
Hierunter sind die Artikel zum täglichen
Gebrauch nicht begriffen, z. B. Oel, Reis,
Wein, Branntwein sc. Diese werden noch
besonders umgelegt und vor 2 Tagen kam
vom Kommissär Brek die Weisung, daß
wir solche Artikel, sobald mau sie fordern
würde, geben sollten. Herr Oberamtmann
redet mit Herrn Pfister hierüber, welcher
sie auf unser Conto einliesern will. Mit
dem Wein, welchen wir in natura liefern
könnten, fahrt mau am übelsten. Salem
lieferte dreimal drei Fasse ein, niemals
war er recht; sie verkauften endlich ihren
nach Lindau geführten Wein, die Maß zu
15 kr. und kauften zu Lindau einen ge-
ringeren zu 25 kr., welcher ebenfalls drei-
mal gefiel und ebenso oft wieder mißfiel.
Wegen der zurückgeschicklen 90 Zentner-
Stroh befürchtete ich zuvorderst eine Exe-
kution; ich gab also Herrn Oberamtmann
den Auftrag, er solle, wenn nötig, einen
Accord schließen lassen. Dies geschah, leider
aber ist das Stroh ebenso teuer wie das
Heu, nämlich dermals 2 fl. 30 kr.
Wie sehr Salmansweiler geplagt werde,
läßt sich aus dem Folgenden abnehmen.
Salem hat schon mehrmals, und zwar auf
ganz unverschuldete Weise, Exekution be-
kommen: wegen 'einer wendeten sie sich ins
Hauptquartier, wo auch die Exekution ab-
geschafft wurde. Allein von dieser Zeit an
wird das Kloster von den Kommissärs,
Direkteurs sc. in Lindau so gehudelt, daß
die ganze Nachbarschaft staunt und sich
fragt, ob es wohl wahr, ob es möglich
sei. Neulich forderten die Franzosen,
Salem solle eine Compagnie Grenadiere
montieren. Salem legte das gedruckte Ver-
bot des Moreau vor, welches anerkannt
wurde, mit der Aeußerung, man wolle
nichts mit Gewalt betreiben. Aber bald
 
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