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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Mone, Fridegar: Bemerkungen zu Herrn Detzels "Christl. Ikonographie", [12]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0194

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priucipalis des hl. Johannes Baplista.
lieber die Lage des 1050 in Speier ge-
gründeten Stiftes zur heiligen Dreieinig-
keit giebt Wolfgang Banr, gestorben 1516,
folgenden Aufschluß: ecciesiu Trinitatis
aszllum trabet vicunr Lancturn (Heiligen-
gasse), rOLLi'ium (Rosengarten), lratrum
(Brüdergasse).
Das Symbol für die Dreifaltigkeit
(die strahlende Sonne) geht bis auf den
Abt Rupert von Deutz bei Köln, der 1135
starb, zurück. Dieser hat aber nur die
Erklärung jenes Sinnbildes gegeben.
Letzteres ist älter und findet sich schon an
Kirchen des 11. Jahrhunderts. In der-
selben frühen Zeit, d. h. im 11. und
12. Jahrhundert, kannte man schon den
achtstrahligen Stern als Emblem des
Heiligen Geistes.
Was Franz Lader Kraus in der Ency-
klopädie der christlichen Altertümer s. v.
Dreieck und Dreifaltigkeit mitteilte, hätte
von Detzel zum Teil übernommen, zum
Teil aber auch bedeutend erweitert, ver-
bessert und ergänzt werden sollen. Die
Erläuterungen des Dreieckes, der drei
Fenster, der Dreiteilung in den romanischen
Bauten erleichtern wesentlich das Ver-
ständnis jener Bauwerke. Das Dreieck
(Dreipaß und Dreiblatt) im Maßwerke
der gotischen Kirchen kommt in so mannig-
faltiger Verbindung mit vier Kreise», den
drei Quadraten, mit den Vierblättern und
dem Vie>passe vor, daß man die einzelnen
symbolischen Erklärungen nicht alle auf-
zählen kann.
Mit dem Aufkommen der Scholastik
und beim liebergang des romanische» in
den gotischen Baustil hat sich in Deutsch-
land eine ansehnliche Litteratnr von dog-
matischen und mystischen Schriften über
die Dreifaltigkeit ausgebildet. Es konnte
nicht ausbleiben, daß auch die bildenden
Künste sich dieser Litteratnr dienstbar
machten. Den Abschluß solcher illustrierten,
episch gehaltenen „geistlichen Lesebücher"
bilden die Handschriften: Von 6er Ori-
lalticbeit un6 6er ollenbaruirZ inr b)/mett,
in Zescirrilt un6 AenreltZe (Gemälden)
stat es nactr enancier. 1370—90. Mit
52—54 Handzeichnungen in Folio. Für
jede Darstellung ist eine Folioseite bestimmt.
Es ist ungefähr auf jede Woche des Kirchen-
jahres ein Bild berechnet. Die ganze An-

ordnung der Handzeichnungen richtet sich
nach den Fcstcyklen von Gott Vater
(Weihnachten), Gott Sohn (Ostern) und
Gott Heiliger Geist (Pfingstfestcyklus).
Das erste Bild ist die Dreifaltigkeit, wie
sie die Engel erschuf und wie Lucifer sich
Gott gleichzumachen versuchte. Das dritte
Bild zeigt Gott Vater herald. rechts und
Christus herald. links; beide umgiebt ein
einziger Mantel von roter Farbe und
grüner Fütterung; zwischen beiden Köpfen
fliegt die Taube des Heiligen Geistes. Auf
das Alte Testament, das mit dem Pro-
pheten Jonas schließt, folgen die zehn
Gebote Gottes, mit Gleichnissen zu jedem
Gebote. Hierauf werden die Tageszeiten
nach dem Brevier, beginnend mit der Mette
und abschließend mit der Vesper behandelt.
Auch die kanonischen Tageszeiten schließen
sich in der Betrachtung an die drei Per-
sonen der Gottheit an.
Wenn Herr Detzel daran Anstoß nimmt,
daß ein emblematisches Bild der Dreifaltig-
keit drei Munde habe, so ist das begreif-
lich, aber er hat übersehen, daß jede der
drei göttlichen Personen in der Lehre von
der Erschaffung der Welt, in der Lehre
von der Erlösung der Menschen und in
der Lehre von der Regierung der Kirche
als sprechend dogmatisch anerkannt ist.
Mehr wollten auch die Hersteller jener
Bilder nicht sagen. Eine ähnliche Be-
wandtnis hat es von dogmatischem Stand-
punkte aus mit anderen Bildern. Der
Aesthetiker findet eine derartige Darstellung
unzulässig. Aber es ist schwer, eine feste
Grenze anzugeben, wo die allegorische oder
sinnbildliche, aber dogmatisch richtige Dar-
stellung anstoßend oder unzulässig erscheint.
So ist z. B. das bekannte Bild des auf
dein Regenbogen thronenden Christus, aus
dessen Munde ein Olivenzweig oder ein
Lilienstengel und' zugleich ein Schwert auS-
gehen, nicht gegen das Dogma, weil man
den Mund des Sohnes, der die Wund-
male hat, auch als den Mund des Heiligen
Geistes, der die Kirche regiert, und als
den Mund Gott Vaters, der das Urteil
ausspricht, kenntlich machen wollte. — Bei
allen allegorischen Bildwerke» kann man
nicht den Maßstab des Aesthetikers anlegen.
Die erste Anforderung ist, daß man die
Bedeutung des Bildwerkes erklärt.
Man kann auch darin zu weit gehen,
 
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