Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

DOI Artikel:
Mone, Fridegar: Bemerkungen zur "Christl. Ikonographie", [15]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0181

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
174

heit, also des AltareS, Ortes und der
Zeit, wann er gegenwärtig ist (heilige
Messe), sind genau zu beschreiben, gleich-
viel in welcher Kuustform die Ideen zum
Ausdruck gelangen, sei es in symbolischer,
typischer, didaktischer oder sei es in emble-
malischer oder kritischer Kuustform. Das
Kruzifix ist im allgemeinen Lompositio
loci und temporis der Gegenwart Gottes,
d. h. der zweiten Person der Gottheit auf
dem Altäre bei der Wandlung. Aber die
Aufbewahrung der geweihten Hostie in der
Monstranz, im Ciborium, im Speisekelch,
im sogen, heiligen Grab hat die Künstler
in hervorragender Weise beschäftigt.
Es handelt sich, nachdem die heilige
Messe erklärt wurde, darum, alle Kunst-
werke und kunstgewerblichen Produkte zu
besprechen, welche sich auf die Aufbe-
wahrung des sakramentalen Christus,
d. h. oes heiligen Altarsakramentes, be-
ziehen. Auch die sogen, theophorischen
Prozessionen gehören hierher. Da ist ein
weites Feld für die Künstler und sogen.
Kleinkünste geöffnet. Diese Werke dürfen
in einer christlichen Ikonographie nicht über-
gangen werden. Es fragt sich nun, wo
hat oder wo wollte Herr Detzel die Sakra-
menthäuschen, die alten Pyxiden, die Mon-
stranzen und Versehkelche besprechen? Man
denkt, vielleicht wollte er bei der Aus-
schmückung der Kirchen davon reden. Lo-
gisch richtig ist es aber, beim sakramen-
talen Christus, d. h. bei der zweiten Person
der Gottheit, von diesem Gegenstände zu
handeln.
Bei dem Abschnitte, welcher vom Baue
und der inneren Ausschmückung des Kirchen-
gebäudes und seiner Symbolik handelt,
hätte man auch Gelegenheit gehabt, über
das sogen. Abgarnsbild, das Veronika-
oder Schweißluchbild, über die Grablegung
Christi, oder Christus im Grabe, oder die
Leiche Christi als Antependiumbild und
anderes zu sprechen. Es hätten beim
Abschnitte, der von der zweiten Person der
Gottheit handelt, einige oder mehrere Para-
graphen eingeschaltet werden dürfen über
den Altar, die Jkonostasis bei den Griechen,
über das heilige Meßopfer, die theopho-
rischen Prozessionen, die liturgischen Ge-
wänder und über alles, was mit der Li-
turgie znsammenhängt, sofern es Gegen-
stand bildlicher Darstellung geworden ist.

Dahin gehören vor allen die Sakrament-
hänschen, Monstranzen, die alte Form des
Versehkelches, als die eines Türmchens mit
einem kegelförmigen Dache. Wie dieses
entstanden ist, hätte auch erklärt werden
sollen. Die Pyxiden aus Elfenbein, nicht
selten mit heidnischen Darstellungen (von
Bacchus) versehen, dienten ursprünglich
als Kassetten zur Aufbewahrung von
Schmuckgegenständen, wie Ringe, goldene
Ketten und Agraffen. Die ersten Christen
bedienten sich dieser mit goldenem Boden
und goldenem Deckel versehenen Kästchen
zum Verbringen des Sanktissimnm von der
Kirche in die Wohnungen.
lieber die plastische Darstellung und die
Tafelbilder der Grablegung Christi und der
Leiche Christi und deren symbolische, alle-
gorische und typische Bedeutung hätte auch
etwas gesagt werden sollen. Es knüpfen
sich an dieses Bild eine Reihe von öffent-
lichen und Privatandachten. Ganz be-
deutende Künstler haben in der Darstellung
dieses Objektes sich hervorgethan. Am
Rheine sind die lebensgroßen Sknlpturwerke
der Grablegung Christi in den Kirchen
nicht selten. Sie sind Symbol der heiligen
Kommunion, d. h. des Empfanges des
heiligen Altarsakramentes, d. i. des Leibes
Christi. Wie der Leib Christi der Erde
anvertrant wurde, um wieder am dritten
Tage aufzuerstehen, so wird das heilige
Altarsakrament der menschlichen Seele an-
vertraut, damit sie auch zum ewigen Leben
erweckt werde, d. h. mit dein verklärten
Leibe anferstehe. Daher spricht der Priester:
Lorpus clomini nostri jsesu Orristi custo-
clint nnimnm tunm in vitam nsternnm.
amen. Ans diesem Grunde wiro die Leiche
Christi (Mone, Hymnen 1, S. 107) oorpus
jsesu mobile vitae spes luturne genannt.
Es ist umhin in dem Grablegnngsbilde die
spieo vitne luturne, d. h. des ewigen Lebens
bei Gott die leitende Jvee. Den Hymnus,
ans welchem obige Stelle entlehnt ist, soll
Papst Benedikt XII. oder Johann XXII.
gedichtet haben. Ans dem 14. und 15. Jahr-
hundert stammen auch die Grablegungs-
bilder in den Kirchen am Mittel- und
Niederrhein. Ein anderer Hymnus a. a. O.
S. 115 drückt dieselben Gedanken bei der
Grablegung aus:
cpui jacuisti morturrs
in pmoe rex innocuris,
 
Annotationen