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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

DOI Artikel:
Bach, Max: Altertümer und Kunstdenkmale des ehemaligen Wengenklosters in Ulm
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0185

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178

untergebracht. Der dreiseitige und gestreckte
Chor ist noch in ursprünglicher Gestalt;
interessant ist die Eigentümlichkeit desselben,
daß seine Längenachse nicht mit der des
Langhauses in gerader Linie läuft. In
demselben ist ein Wandgemälde, darstellend
die Gründung des Klosters durch Witti-
gow oon Albeck mit der Schrift:
„WittiZorvus Lomes cte TVbecU
tunet, ecclesie L. iVliclrnelis in monte
tVldXXXIII. trunslerit in Insulnm
WenZen IVlLOIV in civit. Illmu
NLdXLVIII recg.in pnce", darunter:
„V. Ambrosius Knut praeposit.
XXIV recup. Wen^ue kunct lVIOXUIX
Uuic eccl. rsUtuit. cnUr. rel. U. I. UV
Eben dieser A. Kaut, der 24. Propst
des Klosters (1521 — 1652), brachte es
durch seine Entschlossenheit dahin, daß im
Jahr 1549 in dieser Kirche der katholische
Gottesdienst wieder eingeführt worden ist;
er ist als der Regenerator des Stifts an-
zusehen. Grabdenkmale, deren die Kirche
vor ihrer Erneuerung im Jahr 1754
viele besaß, worunter Denkmale der Herren
von Ellerbach und Schelklingen, sind jetzt
leider nicht mehr vorhanden. Dagegen
hat mau einige Bronzeepitaphien aus der
abgebrochenen Deutschhauskirche herüber-
gebracht. Es sind das die Denkmäler
des 1696 st Kommenthurs Nenner von All-
mendingen und seines Vorgängers Ludwig
von Leibelfingen, st 1695.
Abt Georg Bouer von Waldsee
(1610—35) hat die Kirche anno 1628
gewölbt, davon meldet ei» Distichon, wel-
ches ehemals über einer Thüre bei der
Kanzel zu lesen war:
,,I>u1ciier in aetiierlri antistes Loner arce niiekit
ker cujus jussa kuec tempiu cucrata nitent."
Aus dieser Zeit sind noch einige
Thüreu mit schönen Renaissance-Gittern
und die Einrichtung der Sakristei nebst
Nebengelassen übrig geblieben; alles an-
dere wurde durch Abt Michael Kuen ver-
zopft. Nur das Aeußere des Chors mit
seinen Strebepfeilern und das mit einem
spitzen Zeltdach gedeckte Türmchen er-
innern noch an die mittelalterliche Bau-
weise. Dagegen hat sich ein Stück des
alten Kreuzgangs erhalten, welcher sich
an die Nordseite der Kirche anschließt.
Es sind einfache Kreuzgewölbe mit

schlicht profilierten Gurten und Schluß-
steinen. Die Konsolen an den Gnrtenan-
fängen haben leere Wappenschilde; auf
einem derselben fand ich eine reliefierte
Hausmarke oder vielleicht Steinmetzzeichen.
Das Maßwerk der Spitzbogenfenster fehlt
durchgängig, ebenso an den Fenstern des
Chors. Von der früheren Ausstattung
der Kirche, deren Altäre jetzt sämtlich neu
sind, ist zu bemerken der alte Hochaltar
mit einem Gemälde, den Engelsstnrz dar-
stellend. Dieses Gemälde wurde im Jahr
1844 entfernt und dafür eine große
KreuzigungSgrnppe von Heiß, st 1704, an-
gebracht, welches aus der Kirche zu Weissenau
stammt (vergl. Beck im „D.-A." IV. Ul-
nüsches ec. 1886 S. 68 sf.); weiter führte
Dieterich in seiner Beschreibung von Ulm
1825 und die alte Oberamtsbeschreibnng
von 1836 »och an, als Bildhauerarbeit:
einen Ucce Uomo und eine Madonna von
Verhelft (st 1749). Von dem künstlichen
Altäre, von Georg Sürlin d. I., welcher
ebenfalls a. a. O. erwähnt, ist nichts mehr
vorhanden, derselbe ist auch sonst nirgends
genannt (s. übrigens Beck im „Archiv für
christliche Knust" von 1893: Verschwundene
nnd verschollene Altar- und Schnitzwerke
Jörg Sürlins d. I., insbes. S. 48/49);
möglich, daß hiezu die acht GemäldeZeublomS
gehört haben, welche Prof. Manch im Jahr
1838 aus Privalbesitz erworben hat und
wovon jetzt sechs der Münstersakristei,
zwei andere den Museen zu Stuttgart und
Karlsruhe angehören. Sechs Tafeln von
je 1,20 m Höhe und 65 cm Breite stellen
die Verkündigung, Geburt, Beschneidung,
Darstellung, Himmelfahrt Mariä und die
Messe des hl. Gregor dar. Ob die beiden
größeren in der Münstersakristei zu Ulm
bewahrten Tafeln von verschiedenem For-
mat, welche den heiligen Apostel Jakobus
nnd Bartholomäus und einen einzelnen
schlafenden Jünger in weißen: Mantel
darstellen, zu demselben Altarwerk gehört
haben, lasse ich dahingestellt. Eisenmann,
welcher diese Bilder erstmals in Schnaases
Kunstgeschichte würdigt, findet diese Bilder
ungleich bedeutender: „in der Farbe leicht
gehalten, aber von festester großartiger
Zeichnung, Köpfe von hohem Ernst, Ge-
wandung von strenger Schönheit, Körper
von edler Bildung."
Auch noch ein anderes Gemälde Zeit-
 
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