Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (35.1914-1915)

Arbeit, gründliche Arbeit wird die Parole sein müssen! —Wenn, um ein
zweites Beispiel heranzuholen, die Bewegung n'ach deutschen Formen in der
Mode, in der Frauenkleidung hin, die sich jeßt schon geltend macht, zu einem
gedeihlichen Ziel führen soll, so wird man nur dann etwas Positives erreichen,
wenn man den richtigen Weg der besonnenen, mühevollen Arbeit einschlägt. Der
Industrie müssen Anregungen zufließen, die aus genauer technischer und
handwerklicher Kenntnis stammen. Aus den Variationen des Materials werden
dann in der Zusammenarbeit der Fachleute, der Konfektionäre und fachkundigen
Künstler, organisch auch neue Formgedanken erwachsen. So war der Weg, den
man seit unendlich langer Zeit in Paris ging, und nur auf diesem Wege können
auch wir, nicht „bis zum nächsten Donnerstag", wie Bismarck sagte, sondern in an-
gespannter, unablässiger, sinnvoller Arbeit einmal Gleichwertiges leisten.

Daß dies, hier wie allenthalben, geschehen kann und wird, daran wird niemand
zweifeln. Hier wartet nicht etwa eine Luxusarbeit, die anmutig ist, ohne doch notwendig
zu sein: hier wartet vielmehr eine große und bedeutsame Pflicht. Der
deutsche Krieg wird die deutsche Kunst nicht aus der Welt ver-
drängen — im Gegenteil: er stellt ihr heilige Pflichten und Aufgaben.
Der grandiose Aufschwung nationalen Lebens, den wir von den Kämpfen, die wir
jetjt führen, und von ihrem siegreichen Ende mit Sicherheit erwarten, wird seinen
Ausdruck in einer selbstbewußten Steigerung deutscher Kultur suchen
und künstlerische Formen ersehnen, die imstande sind, die Kraft und
Herrlichkeit des neuen Deutschland strahlend zu offenbaren! Nicht
nur eine Pflicht zur Arbeit winkt der deutschen Kunst und den deutschen Künstlern,
sondern ein Füllhorn ungeahnter, wundervoller neuer Möglichkeiten!..........