WORAUF ES ANKOMMT.
EINE KRITIK VON SCHLAGWORTEN VON PROF. DR. E. W. BREDT.
Worauf kommt es an beim künstlerischen
Gestalten und Bewerten? — Auf die
Schönheit! So sagen die meisten Beurteiler,
die meisten Kunstliebhaber, die meisten Künst-
ler. Sie sagten es immer — und doch weiß
keiner zu sagen, was schön ist. — Sie nannten
nur immer das schön, was ihnen gefiel — was
ihnen noch gefällt. — Alles andere häßlich.
Jeder der nur 20, 30 Jahre Kunstschaffen
und Kunstbeurteilung mit erlebt hat, weiß
wenigstens einiger grotesker Geschmacks-
wandlungen sich zu erinnern — wenn man
seinem Gedächtnis etwas nachhilft. — Aber in
den Ausstellungen, vor den modernen Werken,
da haben sie's leider vergessen, da verurteilen
sie fast regelmäßig das Beste wenn's zum ersten
mal erscheint — oder sie rühmen aus Gründen
— nun eben aus Gründen anderer aber ebenso
schwankender Art wie den „ Schönheitsgründen ".
Andere rühmen nur das, was „modern" ist.
— Aber was ist modern? Wer von all den
Künstlern, die heute auffallen, mißfallen, ge-
fallen ist der, den man das Signum des richtigen
modernen, d.h. also des allein richtig Führen-
den bedingungslos, widerspruchslos geben
könnte, dürfte? — Wo ist der?
Doch — da hör ich, und las ich schon genug
Behauptungen, die dieser Negation sehr radikal
widersprechen. — Die sagen ganz einfach, die
modernen — das ist doch klar, das sind die,
die in der neuen Secession, allenfalls noch die,
die in der Secession ausstellen; modern, das
sind vor anderen die Futuristen, die Expressio-
nisten. — Also das ist doch eine Formulierung
der Modernität, mit der sich was anfangen läßt.
Wirklich? — Sollte wirklich die Richtung,
die Gemeinschaft, die Vereinszugehörigkeit,
das Reglement, die Unterordnung unter eine
Fahne an sich Führerschaft gewährleisten? —
Sollte ausgerechnet in der Kunst die Mann-
schaft mehr bedeuten als der Führer? Sollte
wirklich der Künstler, der recht gut Schritt und
Richtung bei Kunstparaden halten kann, jemals
als moderner Führer angesprochen werden
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EINE KRITIK VON SCHLAGWORTEN VON PROF. DR. E. W. BREDT.
Worauf kommt es an beim künstlerischen
Gestalten und Bewerten? — Auf die
Schönheit! So sagen die meisten Beurteiler,
die meisten Kunstliebhaber, die meisten Künst-
ler. Sie sagten es immer — und doch weiß
keiner zu sagen, was schön ist. — Sie nannten
nur immer das schön, was ihnen gefiel — was
ihnen noch gefällt. — Alles andere häßlich.
Jeder der nur 20, 30 Jahre Kunstschaffen
und Kunstbeurteilung mit erlebt hat, weiß
wenigstens einiger grotesker Geschmacks-
wandlungen sich zu erinnern — wenn man
seinem Gedächtnis etwas nachhilft. — Aber in
den Ausstellungen, vor den modernen Werken,
da haben sie's leider vergessen, da verurteilen
sie fast regelmäßig das Beste wenn's zum ersten
mal erscheint — oder sie rühmen aus Gründen
— nun eben aus Gründen anderer aber ebenso
schwankender Art wie den „ Schönheitsgründen ".
Andere rühmen nur das, was „modern" ist.
— Aber was ist modern? Wer von all den
Künstlern, die heute auffallen, mißfallen, ge-
fallen ist der, den man das Signum des richtigen
modernen, d.h. also des allein richtig Führen-
den bedingungslos, widerspruchslos geben
könnte, dürfte? — Wo ist der?
Doch — da hör ich, und las ich schon genug
Behauptungen, die dieser Negation sehr radikal
widersprechen. — Die sagen ganz einfach, die
modernen — das ist doch klar, das sind die,
die in der neuen Secession, allenfalls noch die,
die in der Secession ausstellen; modern, das
sind vor anderen die Futuristen, die Expressio-
nisten. — Also das ist doch eine Formulierung
der Modernität, mit der sich was anfangen läßt.
Wirklich? — Sollte wirklich die Richtung,
die Gemeinschaft, die Vereinszugehörigkeit,
das Reglement, die Unterordnung unter eine
Fahne an sich Führerschaft gewährleisten? —
Sollte ausgerechnet in der Kunst die Mann-
schaft mehr bedeuten als der Führer? Sollte
wirklich der Künstler, der recht gut Schritt und
Richtung bei Kunstparaden halten kann, jemals
als moderner Führer angesprochen werden
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