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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Mittenzwey, Kuno: Sommerausstellung der Münchener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0020

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der besprochenen Abwanderung die Ausstel-
lung aussähe wie ein einziger Ruck nach rechts.
Man hat nach wie vor den Vertretern eines
neueren Idealismus Raum gegeben. Carl
Schwalbachs großzügige Kompositionskunst,
von der namentlich die „Tagscheide" Eindruck
macht, ist ebenso vertreten, wie JosephEberz'
religiöse Farbfleck-Kompositionen und Egon
Schieies pretiöse Blätter, auch Günther
Stüdemanns „Seligkeit" mit ihren bis zur
Groteske überdehnten Gestalten hat einen Platz
bekommen. — Einen recht besonnenen Ver-
such moderner Formbehandlung gibt wieder
Leopold Durm in seinem „Akt mit Spiegel",
Mit ganz besonderer Hervorhebung möchten
wir diesmal E. R. Weiß nennen. Auf seinem
„Quittenstilleben" ist vielleicht am kraftvollsten
unter den ausgestellten Bildern herausgebracht,
wohin sein Bemühen geht: vom Eindruck zum
Gegenständlichen vorzudringen, zu verein-
fachen ohne zu berauben, die Dinge reden zu
machen und die Sprache der aufgewandten
Mittel durch behutsamste Sparsamkeit zu
steigern. Von Berliner Einsendern sind hier

noch zu nennen: Otto Hettner, auf dessen
„Niobiden" die flammende Bewegung der
Leiber etwas sehr deutlich an den anregenden
Meister erinnert, Georg Walter Rössner
insbesondere mit dem interessanten Versuch
der schwebenden Figuren undTheov. Brock-
husen mit seinen Bekenntnissen einer enra-
gierten Van Gogh-Gefolgschaft. — Von Egg er-
Lienz verdient eine Mahlzeit stiernackiger
Bauern Hervorhebung. —

Der beste und reichhaltigste Ertrag sind die
Werke des Münchner Kolorismus — das ist
das Ergebnis, zu dem man fast noch bei jeder
Secessionsausstellung gekommen ist. Liegt
doch auch in diesem München das Koloristische
irgendwie in der Luft. Mit zuerst ist hier ge-
wiß Leo Putz zu nennen; mehr als seine
„Puppen" will uns das „Herbstlaub" sagen,
auf dem das Silberige der Stämme mit einem
Silberton des Fleisches gegen das rote Buchen-
laub zusammengebracht sind. Niesties farben-
warme Stücke erwähnen wir ebenso gern wie
Hans Borchardts etwas sehr stille feintönige
Interieurs. S ehr amm-Zittau erzählt von

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