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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Storck, Willy F.: Linie und Form: Ausstellung von Zeichnungen und Plastiken neuzeitlicher Bildhauer in der Kunsthalle zu Mannheim [und] I. Plastiken
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0052

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Linie und Form.

BILDHAUER ELI NADELMANN. »KLEINPLASTIK IN BRONZE«

gepreßten Körpern voll eckiger und winkliger
Gesten — eines Langer (Abb. S. 39) ist eine
Zartheit und Innigkeit des Empfindens aus-
gedrückt, die von beglückender Vertrautheit
und Reizsamkeit ist.

Wie die Skala der Gefühle und Empfin-
dungen von lebendiger Differenziertheit ist, so
auch die scheinbar monotone Bewältigung
formaler Bewegungsprobleme. Da ist besonders
das Thema des Tanzes viel gestaltet. Wie ver-
schieden wird die tänzerische Gebärde plastisch
erfühlt und geformt von Kolbe, Exner oder
Pechstein. Bei Kolbe ist alles aufgelöst in
leicht schwingende, fließende Linien; der ganze
Körper ist gebunden durch die Rhythmik des
Tanzes. Bei dem Tänzer der Hilde Exner
(Abb. S. 30) bestimmt eine individuelle Beseelt-
heit die müde Schwermut, die den Gesamtein-
druck des Verkehrs beherrscht. Bei Pechsteins
Figuren ist die Stärke der Bewegung mit einem

ungeheuren Schwung ausgedrückt, sozusagen
in die Luft gestoßen. Kolbe gibt die schöne Be-
wegung mit einer prachtvollen Modellierung des
Körpers, Pechstein steigert diese Bewegung bis
zur Verzerrung der anatomischen Formen. Und
doch sollte man — einmal losgelöst von dem
hergebrachten Begriff einer klassisch-harmo-
nischen Schönheit — diese Heftigkeit der Be-
wegung, die Kraft des Gefühls anerkennen
und genießen können.

Greift man einzelne Schönheiten der pla-
stischen Werke heraus, so wird man etwa noch
hinweisen müssen auf die wirkungsvolle Be-
lebung der körperlichen Oberfläche: drama-
tische Buckel und Höhlungen, schmerzliche
Lichter und quälende Schatten. Besonders stark
wird in dieser Weise der ästhetische Eindruck
der kauernden Figur von P. Wynand (Abb.
S. 35) mitbestimmt; diese Gestalt ist von selt-
sam beseeltem Leben durchbebt, indem das
Licht auf den leichtgesenkten Kopf einfällt, über

ERNST WENCK BERLIN. KLEINPLASTIK »FRAU MIT KIND«

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