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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Hausenstein, Wilhelm: Photographien von E. Wasow
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0061

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photograph e. wasow-münchen.

»kunstlerische photographie«

PHOTOGRAPHIEN VON E. WASOW

Wer künstlerisch empfindet, wird auch eine
photographische Aufnahme so organi-
sieren können, daß sie zum Bild wird. Der
wirklich künstlerisch gestimmte Photograph
stellt sich naturgemäß überall und darum auch
in der Photographie, ohne allzuviel Anzüglich-
keit, Aufgaben, die einer verfeinerten Sinnlich-
keit, einem psychologischen Einblick und einem
lyrischen Gefühl entsprechen. Wasow, der
Nachfolg er von Frank Eugene Smith an der
Münchner Lehr- und Versuchsanstalt für Photo-
graphie, Lichtdruck und Gravüre, ist ein solcher
Photograph. Was Wasow als Künstler will, liegt
in den Grenzen des photographisch Verwirk-
lichbaren, und was er als Photograph will, ist
reell künstlerisch. Als Bildnisphotograph sucht
er die psychologisch erfaßte stärkste Ausdrucks-
Nuance. Als Porträtist und als Szenenphoto-
graph arbeitet er die Erscheinung heraus, die
den Wert einer bildlich geschlossenen und
dennoch zugleich im Sinn der Natur zwanglos-
flüssigen Komposition besitzt. Zu Wasows

besten Eigenschaften gehört es, daß er den be-
sonderen Takt hat, die notwendig immer sehr
naturalistische Leistung der Photographie nicht
durch eine über das gegebene Maß des Photo-
graphischen hinausgehende bildliche Ordnung
ästhetisch zu überschrauben. In allen Fällen
sucht er den Fluß der Linie, die Breite und
auch die Feinheit der Form, sehr oft die schöne
Geltung der bildmäßigen Fläche. Immer findet
er — und dies ist vielleicht sein Bestes — eine
feine Stufung der Töne, denen er zuletzt dann
eine keineswegs billige Einheit von großem
Charme gibt. Alles liegt im produktiven künst-
lerischen Bewußtsein. Freilich liegt der künst-
lerische Akt eigentlich vor der Photographie:
im Bearbeiten der Wirklichkeit durch An-
schauung, — nicht etwa in einer Verwirrung
der Technik, wie bei den pseudokünstlerischen
Photographen. Die Technik ist lediglich be-
müht, die höchst erreichbare Qualität zu haben
und sich mit dieser Qualität in den Dienstder
Anschauung zu stellen. . . . w. hausenstein.

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