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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Ostini, Fritz von: Henry Niestle, München-Pasing
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0146

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Henry Niestie—München-Pasbig.

Buchschmuck zu zeichnen. Nach Vollendung
seiner Lehrzeit nahm er mehrere Stellungen an,
z. B. in Stuttgart und auch hier nutzte er seine
freie Zeit auch zur Ausübung freier Kunst, zu-
mal zum Aquarellmalen. Zuletzt erkannte sein
Vater doch den wahren Beruf des Sohnes und
im Jahre 1897 entschloß er sich, ihn auf die
Kunstgewerbeschule in Karlsruhe zu bringen.
Das bedeutete freilich wieder einen Umweg,
aber zu guten Zielen führte er doch. Auf Grund
der Zeichnungen, die er vorlegt, durfte Niestie
gleich in höhere Klassen eintreten und nach
einem Semester wurde Professor Läuger, der
feinsinnige Zierkünstler und Architekt, auf ihn
aufmerksam und nahm ihn in sein Privatatelier.

Als er sich um die Jahrhundertwende mit der
Tochter des berühmten Wagnersängers Fritz
Blank verlobte, nahm er wiederum eine feste
Stellung in einer Nürnberger Kunstanstalt an,
da man aber unkünstlerische Anforderungen
an ihn stellte, war ihm die Stellung bald ver-
leidet; nach einem Jahre trat er aus, kehrte
wieder nach Karlsruhe zurück und lebte, so

gut es ging, von Reklamekunst. Der Verkehr
mit Kunstgenossen und Meistern von Rang, wie
Kallmorgen, ließ den Drang, ganz der reinen
Kunst zu leben, in ihm immer lebhafter werden,
er fing auch an, in Öl zu malen und schließlich
wurde es ihm — im Herbst 1908 — möglich,
nach München überzusiedeln und sich ganz der
Malerei zu widmen. Im Jahre 1910 erregte er
in einer Sezessionsausstellung durch ein Frei-
licht-Stilleben Aufsehen und hat seitdem die
Sezessionsausstellungen mit gleichem Erfolge
ziemlich regelmäßig beschickt.

Über die Wege und Ziele, die H. Niestie als
Maler hat, ist schon oben gesprochen worden.
Sein Streben geht nach immer strafferer Form-
behandlung, gesteigerter Kraft der Farben und
des Ausdrucks. Seine Stilleben sind ihm — wie
das bei Karl Schuch der Fall war — mehr Vor-
stufe und Gegenstände des Studiums. Sein
Gebiet ist nicht die tote, sondern die lebendige
Natur, insbesondere die Tiermalerei, zu der
ihn eingeborener naturwissenschaftlicher Sinn
und Liebe zur Jagd besonders bestimmen. —

HENRY NIESTLE-MÜNCHEN-PASING. »FRÜCHTE-STILLEBEN«

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