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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Raphael, Max: Der Tastsinn in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0176

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Der Tastsinn in der Kunst.

WILHELM
PÜTZ
GLASMALEREr
CÖLN A. RH.

schränkt sich das Getast in seiner den Gegen-
stand konstituierenden Bedeutung nicht auf
das Rezeptive. Es ist formbildend, und zwar
im weitesten Sinne für alle Künste, im engeren
für die Plastik. Im weitesten Sinne darum, weil
es keine geistig - künstlerische Äußerung gibt,
die sich nicht durch das Medium der Hand und
damit des Getastes mit der Materie in Verbin-
dung setzt. Scheinbar äußerlich für den Schrift-
steller, zumal das Gefühl für den Unterschied
zwischen dem Federkiel und unserem moder-
nen Federhalter fast verloren gegangen ist. Die

tiefere, erlebnismäßige Bedeutung könnte aus
ein paar Versen Goethes aufblitzen, die ich da-
rum zitiere. In „Künstlers Abendlied" heißt es:

„Daß eine Bildung voller Saft
Aus meinen Fingern quölle!"

und im „Monolog des Liebhabers":

„Wenn liebevolle Schöpfungskraft
Nicht Deine Seele füllt,
Und in den Fingerspitzen Dir
Nicht wieder bildend wird."

Der Zeichner bevorzugt, um das Material dicht
und unmittelbar in seinem Tastsinn zu fühlen,

KIRCHLICHE
VERGLASUNGEN.
DWB.-AUSSTELL.
CÖLN A. RH.

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