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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Schrey, Rudolf: Fritz Boehle als Graphiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0291

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FRITZ BOEHLE—FRANKFURT.

UKMALDK »EUROPA«

FRITZ BOEHLE ALS GRAPHIKER.

VON RUDOLF SCHREY.

Am Ausgange des letzten Jahrhunderts schien
XX es, als ob die Künstler-Graphik, die seit
fast einem halben Jahrhundert durch die photo-
mechanischen Verfahren nahezu ausgeschaltet
war, ein neues goldenes Zeitalter erleben sollte.
Bis dahin war sie von einigen Wenigen geübt,
von einigen wenigen feinsinnigen Kunstfreun-
den gepflegt und gehegt worden; beide, Könner
und Gönner, wurden eigentlich als eine Art
Abnormitäten angesehen. Die Radiervereine
suchten den Kreis ihrer ausübenden und zahlen-
den Mitglieder zu erweitern, in verschiedenen
Städten wurden graphische Ausstellungen ver-
anstaltet, aber der erwartete Erfolg blieb trotz-
dem aus. Einesteils lag dies an den Künstlern,
die ohne liebevolles Eingehen in die Möglich-
keiten der Technik Erzeugnisse schufen, die
weder Laien noch Kenner befriedigten, andern-
teils auch am Publikum, das vollkommen ver-
sagte , weil ihm nichts ferner liegt, als die
richtige Würdigung der zeichnenden Künste.
An diesem Übelstand trägt die Hauptschuld
die bisherige Art der öffentlichen Kunstpflege,
die die reichen Schätze der Graphik ein un-
fruchtbares Dasein führen läßt. Scheintot liegen
sie in den Sammelkästen und feiern nur ab und

1916. IV.2.

zu ihre Auferstehung zu Gunsten eines Ein-
zelnen. Wann kommt die Zeit, wo man die
Schaffung besonderer graphischer Galerien ins
Auge fassen wird, oder vielleicht wäre es noch
besser, die Gemälde-Galerie durch Einfügung
von Zeichnungen und Schwarzweißblättern aus-
zugestalten. Die bisher veranstalteten Sonder-
Ausstellungen einiger Kupferstich-Kabinette
sind ein karger Notbehelf, wobei die gewünschte
Wirkung ausbleibt. Die meisten der dahin ver-
schlagenen Besucher der Galerien erachten die
eingehende Besichtigung als unnötige Zeitver-
geudung und bringen dem schlechtesten, aber
richtig mit Ölfarben gemaltem Bilde mehr In-
teresse entgegen als den größten Meisterwerken
der Graphik — Ergebnis einer Oberflächen-
kultur, die vielleicht doch durch die Ereignisse
unserer großen Zeit ihr Ende finden wird.

Anfang der 1890er Jahre war es auch, daß
der junge von Frankfurt a. M. nach München
gezogene Fritz Boehle (geboren 1873 zu
Emmendingen in Baden), seine ersten Radie-
rungen gleich in einem ungewöhnlich großen
Format schuf. Es sind mittelalterliche Ritter,
die über mit Orakelblumen reich durchsetzte
Wiesen reiten, oder ihr getreues Roß tränken.

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