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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0334

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L. PAFFENDORF-CÜLN. TISCHLAMPE.

Der wahre Stil kommt dann,
wenn der Mensch, selbst
groß angelegt, nach Bewälti-
gung der unendlichen Fein-
heiten der Natur, die Sicher-
heit erlangt hat, frei ins Große
gehen zu können. Stil ist
richtiges Weglassen des Un-
wesentlichen. Der sogenannte
Realist bleibt immer im De-
tail stecken. Realismus in der
Kunst ist die leichteste Kunst-
art und kennzeichnet stets
den Verfall. Wenn die Kunst
bloß das Leben kopiert, so
brauchen wir sie nicht. —
#

Nicht will ich leugnen, daß
es besser sei, sich im Kleinen
zu vervollkommnen, wenn
man im Großen nichts zu
leisten vermag, allein dann
soll man bescheiden von In-
dustrie und nicht immer von
Kunst sprechen. Lebens-
große, dekorativ arabesken-
haft konventionelle Gestal-
ten sind keine monumentale
Kunst; die muß unmittelbar
aus der Natur und großen
Auffassung derselben hervor-
gehen. - ANSELM FEUERBACH.

Studiert die alten Meister
und die Natur und legt
zur rechten Zeit eure eigene
Individualität mit in die Wag-
schale , dann werdet ihr so
ziemlich das, was wir bedür-
fen. Andere Wege gibt es
nicht. —Verstand und Bildung
werden nie ein angeborenes
Talent ersetzen. Talent ist
der gesunde Drang, herauszu-
schaffen, was in uns liegt. —

ANSELM FEUERBACH. APHORISMEN.

ENTW: L. PAFFENDORF. STANDERLAMPE.
AUSF: DEUTSCHES METALL WAREN WERK.

DEUTSCH. METALL WARENWERK-BERLIN.

So gewiß es ist, daß ein be-
rufenes Talent instinktiv die
richtige Bahn erkennt, so sicher
kommen alle Irrwege in der
Kunst aus Selbstüberschät-
zung einiger dilettantisch an-
gelegten Naturen her. Man
hüte sich daher vor Solchen,
die da sagen: „Ich bin zwar
nur Dilettant, allein etc.;" man
wird nicht fehlgehen, wenn man
annimmt, daß gerade diese
anscheinend so bescheidenen
Herren die intolerantesten
gegen wahres Verdienst sein
werden. —

Daß der höchsten Vollen-
dung in der Kunst eine viel-
leicht Jahrhunderte lange, mehr
handwerksmäßige Technik vor-
ausgehen muß, lehrt uns die
Geschichte; aber daß die Tech-
nik die höchste Stufe in der
Kunst bildet, das steht nir-
gends geschrieben. Im Gegen-
teil, je größer die Kunst, desto
weniger fragt man sich, wie
das Kunstwerk gemacht ist; im
seelenvollen vollendeten Ein-
druck des Ganzen verschwin-
det dieTechnik. A. FEUERBACH.

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