Walther Klemm Weimar.
WALTHER KLEMM — WEIMAR.
GEMÄLDE »STRASSE BEI REGENWETTER«
den Schein der Bewegung darzustellen, sondern
man darf sagen, daß er sie in einer wesentlichen
Erscheinungsform zu fassen sucht. Und dies ist
durch seine Künstlerart ebenso folgerichtig be-
dingt, wie das andere in dem Wesen des Im-
pressionismus. Denn sobald das Interesse sich
dem Sinn der durch eine Tätigkeit bedingten
Bewegung zuwendet, kommt es mehr darauf an,
die charakteristischen Motive zu finden, als der
Illusion nachzustreben. Ein Beispiel: bei einem
antiken Diskuswerfer ist die Handlung in ihrer
Bedeutung als „ludus pro patria" das wichtige,
die sachliche Darstellung daher das erforderte,
während bei einem Knaben, der zum Vergnügen
Steine über das Meer wirft, die Bewegung als
solche es ist, was den Künstler interessieren
kann. Es ist dabei gleichgültig, ob Malerei oder
Plastik sich des Vorwurfs bemächtigen. Aber
der Jüngling in Rodins „eternel printemps" ist
in seiner Bewegung lediglich durch innere see-
lische Mächte getrieben und nichts anderes als
diese übermittelt uns das Kunstwerk. Dies alles
soll keine starre Einteilung bedeuten. Die rein
körperlichen Bewegungen können ein Lebens-
gefühl ausdrücken, welches seelischbis ins tiefste
ergreift, dasselbe können auch die Arbeitsbe-
wegungen und sie können außerdem rein me-
chanisch interessant sein. Aber ich will nicht
die Arten der Bewegung und die Möglichkeiten
ihrer Darstellung erschöpfend behandeln, son-
dern nur andeuten, wo der Ort für die Kunst
Walter Klemms zu suchen ist. Sachlich ver-
anlaßte und auch zweckhafte Bewegungen in-
teressierenihn, weder genügt ihm das nur körper-
liche, noch ist er anderseits auf das rein seelische
eingestellt. Daher muß er das Kräftespiel be-
obachten und durch eine bezeichnende Stellung
der Körper andeuten. Dies zu können und einen
Blick für das in dieser Richtung Ausdrucksvolle
zu haben, ist seine natürliche Begabung.
Man darf vielleicht, ohne spitzfindig zu er-
scheinen, sagen, daß eine derartig gerichtete
Begabung sich von selbst zunächst am besten
in graphischen Arbeiten ausdrücken muß. Nicht
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WALTHER KLEMM — WEIMAR.
GEMÄLDE »STRASSE BEI REGENWETTER«
den Schein der Bewegung darzustellen, sondern
man darf sagen, daß er sie in einer wesentlichen
Erscheinungsform zu fassen sucht. Und dies ist
durch seine Künstlerart ebenso folgerichtig be-
dingt, wie das andere in dem Wesen des Im-
pressionismus. Denn sobald das Interesse sich
dem Sinn der durch eine Tätigkeit bedingten
Bewegung zuwendet, kommt es mehr darauf an,
die charakteristischen Motive zu finden, als der
Illusion nachzustreben. Ein Beispiel: bei einem
antiken Diskuswerfer ist die Handlung in ihrer
Bedeutung als „ludus pro patria" das wichtige,
die sachliche Darstellung daher das erforderte,
während bei einem Knaben, der zum Vergnügen
Steine über das Meer wirft, die Bewegung als
solche es ist, was den Künstler interessieren
kann. Es ist dabei gleichgültig, ob Malerei oder
Plastik sich des Vorwurfs bemächtigen. Aber
der Jüngling in Rodins „eternel printemps" ist
in seiner Bewegung lediglich durch innere see-
lische Mächte getrieben und nichts anderes als
diese übermittelt uns das Kunstwerk. Dies alles
soll keine starre Einteilung bedeuten. Die rein
körperlichen Bewegungen können ein Lebens-
gefühl ausdrücken, welches seelischbis ins tiefste
ergreift, dasselbe können auch die Arbeitsbe-
wegungen und sie können außerdem rein me-
chanisch interessant sein. Aber ich will nicht
die Arten der Bewegung und die Möglichkeiten
ihrer Darstellung erschöpfend behandeln, son-
dern nur andeuten, wo der Ort für die Kunst
Walter Klemms zu suchen ist. Sachlich ver-
anlaßte und auch zweckhafte Bewegungen in-
teressierenihn, weder genügt ihm das nur körper-
liche, noch ist er anderseits auf das rein seelische
eingestellt. Daher muß er das Kräftespiel be-
obachten und durch eine bezeichnende Stellung
der Körper andeuten. Dies zu können und einen
Blick für das in dieser Richtung Ausdrucksvolle
zu haben, ist seine natürliche Begabung.
Man darf vielleicht, ohne spitzfindig zu er-
scheinen, sagen, daß eine derartig gerichtete
Begabung sich von selbst zunächst am besten
in graphischen Arbeiten ausdrücken muß. Nicht
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