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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Breuer, Robert: Prinzip und Laune: Zu den Arbeiten von Architekt Karl Joh. Mossner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0389

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ARCHITEKT KARL JOH. MOSSNER BERLIN.

HAUS LUSTIG—LEIPZIG. STRASSENFRONT.

PRINZIP UND LAUNE.

ZU DEN ARBEITEN VON ARCHITEKT KARL JOH. MOSSNER.

Es soll nichts gegen das Prinzip gesagt sein;
aber die Laune hat auch ihre Reize. Wir
haben soviel von Gesetzen gesprochen, daß man
es uns wohl gönnen kann, einmal der Heiterkeit
des Spieles zu frönen. Ernst ist das Leben;
heiter ist die Kunst. Das ist allerdings, wört-
lich genommen, nicht richtig; denn alle wahre
Kunst wächst aus dem Ernste unverbrüchlicher
Überzeugung und unermüdlicher Arbeit, und
selbst, wenn sie ganz durchklingelt ist von Hu-
moren, gibt sie doch Zeugnis von bewußtem
Streben, von zahllosen Überlegungen und von
dem entschiedenen Willen, eine neue Vollkom-
menheit zu schaffen. Auch die scheinbar im
Übermut schwelgende Kunst hat ihre Gesetze ;
auch das sprühende Feuerwerk aus flimmernden
Ornamenten und glitzernden Farbfunken muß
in sich gebunden und gesetzmäßig organisiert
sein, wenn es nicht wirkungslos verpuffen,
wenn es vielmehr wärmen und verführen soll.
— SolcheVermahnungen müssen vorangeschickt

werden, wenn einige Worte über die Arbeiten
von Karl Johann Moßner gesagt sein sollen.
Damit nicht etwa jemand die Launigkeit dieser
Raumkünste schnippisch zur Seite weise, weil
es ihnen an männlichem Ernst und strenger Ge-
setzeserfüllung fehle. Man darf überzeugt sein,
daß Moßner, während er seine Phantasie schein-
bar ungebunden schweifen und kreisen läßt, in
Wirklichkeit allen Forderungen der entwickel-
ten Technik und allen unantastbaren Grund-
sätzen des modernen Möbelbaus gerecht wird.
Ja, er könnte niemals sein Spiel zum Tönen
bringen, wenn er nicht grundsätzlich die Logik
der Konstruktion und die Gewichtslehre der
Harmonie sich zu Meistern setzte.

Es ist gewiß richtig, daß die moderne Bau-
kunst damit anhob, alle überflüssigen Zutaten
von den Fassaden abzustreichen; der operative
Eingriff, die Möbel von dem ornamentalen Wust
zu befreien, war ohne Zweifel der einschnei-
denste Vorgang bei dem Kommen des neuen

1915 V. 5.

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