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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Michel, Wilhelm: Die Neuen Inhalte
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0435

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MAX BURI—BRIENZ.

GEMÄLDE »BRIENZER BAUER«

gehobenen Sprache studieren und zugleich der
„geistigen Mittelstandsbewegung" des Monis-
mus huldigen — um nur diesen einen dogmati-
schen Vorstoß des Spießertums zu nennen.
Genau so wie dieses weltanschauliche Spießer-
tum ist die weltanschauliche Romantik zu be-
werten. Denn auch diese ist negativ und daher
als Inhalt von Werken positivistischer Diklion
vollkommen unbrauchbar."

Ist es denn nun nicht müßig, auf alle diese
Mängel hinzuweisen? Wenn es uns an „Posi-
tivität" fehlt, so leidet an diesem Mangel doch
das ganze Zeitalter, nicht bloß der Einzelne.
Was können die Künstler tun, wo es sich um
einen Fehler des Säkulums handelt?

Das gibt freilich einen schwerwiegenden Ein-

wand ab und reicht zu einer gewissen Ent-
lastung der Künstler aus. Und doch dürfen
solche Hinweise nicht gespart werden. Denn
fürs erste findet ja doch jeder das, was man
„das Zeitalter" nennt, in sich selbst als seinen
eigenen Geist vor, an dem er nach seiner Ein-
sicht zu arbeiten vermag. Zum zweiten: das
Zeitalter steht ersichtlich an einem Wende-
punkt ; da gilt es umsomehr, in jedem Einzelnen
den Sinn für die Lage schärfen und seine Selbst-
Tätigkeit richtig leiten. Die negative Romantik
herrscht durchaus nicht mehr unbestritten. Das
Streben nach Gewinnung einer positiven Be-
ziehung zu dem, was das Leben erhält und
fördert (Gesetz, Sittlichkeit, Gott, Vaterland),
wird gerade in jungen Geistern immer häufiger
 
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