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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Radisics, Elemér: Arbeiten von Professor R. A. Zutt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0195

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Arbeiten von Professor R. A. Zutt—Budapest.

weise kamen Gedenkringe, Regiments- und
Gedenkplakette und die verschiedensten
Amuletten in Mode. Die Metallfachklasse
der Kunstgewerbeschule brachte alsbald
einige trefflichen Muster heraus, deren in-
nerer Wert diesen Werken der Kleinplastik
einen so außerordentlichen Absatz sicherte,
daß die Werkstätte den Nachbestellungen
kaum genügen konnte. Darob erscholl aus
dem Gegenlager der Ruf, die Kunstgewerbe-
schule soll erziehen, aber den Kunstge-
werbe-Unternehmungen keine Konkurrenz
machen. Richtig gewertet ist diese Anklage
aber ein Lob; denn mit diesen Arbeiten
zog das praktische Leben in die Schulwerk-
stätte ein. Den Schülern war damit Ge-
legenheit gegeben, sich für den wirtschaft-

PROFESSOR R. A. ZUTT—BUDAPEST. »BLUMENKELCH IN SILBER«

erkannt hatte und durch seine geschickte Ideenanwen-
dung auch sofort den Weg zur Abhilfe weisen konnte.

Vor allen Dingen hat er den Unterricht neu orga-
nisiert. Das Hauptgewicht legte er darauf, daß der
Schüler bei jeder Beschäftigung sein Handwerk mit
Liebe betreibt. Er soll jede Eigenschaft des gewähl-
ten Materials kennen und mit den nötigen Werkzeugen
vertraut sein, damit er seine Aufgabe auch jederzeit
werkgerecht auszuführen vermag.
| j Es darf zum Beispiel nach Zutt nicht vorkommen,
daß ein Künstler eine Statuette in Ton modellieren
kann, aber in der Bearbeitung des Steins odes des
Gusses völlig auf die Hilfe des technisch geschulten
Handwerkers angewiesen ist. Der sich mit Keramik
Befassende soll nicht nur im Modellieren geübt sein,
sondern er muß auch die Zusammensetzung und Brauch-
barkeit der Glasur, die tausenderlei Kniffe des Bren-
nens im Hochofen kennen, damit sein Werk nicht ein
Spielball des Zufalls wird. Man möchte meinen, solche
Wahrheiten bedürften heute keines besonderen An-
waltes mehr. Daß dem nicht so ist, beweisen die vielen
im Verkehr befindlichen mißgestalteten Dinge, deren
Entwerfer weder auf die konstruktiven Eigenschaften
des Materials, noch auf die ästhetischen Grundgesetze
Bedacht nahmen. — Als Leiter der Schulwerkstätte
richtete Zutt sein Augenmerk stets auf die Bedürf-
nisse des Publikums. Zu Beginn des Krieges beispiels-

R. A. ZUTT. »RIECHFLASCHCHEN AUS GOLD«
 
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