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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Warstat, Willi: Wiedergeburt des deutschen Lichtbildes: zum Mimosa-Wettbewerb der Gesellschaft deutscher Lichtbildner
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0149

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WIEDERGEBURT DES DEUTSCHEN LICHTBILDES

ZUM M1M0SA-WETTBEWERB DER GESELLSCHAFT DEUTSCHER LICHTBILDNER

Es ist unverkennbar, daß die Lichtbildnerei
als Kunsthandwerk während der Kriegs-
und Nachkriegszeit im Volke erheblich an
Boden verloren hat. Vor dem Kriege war es
in erster Reihe der wirtschaftlich gut gestellte, ge-
bildeteMittelstand, der an einemmit fein geschul-
tem Auge gesehenen und geschmackvoll ausge-
führten Lichtbildnis seine Freude hatte und es
auch — bezahlte. Denn wie jedes hochwertige
Erzeugnis des Kunsthandwerks, das den Stempel
persönlicher Leistung trägt, muß natürlich auch
das künstlerische Lichtbildnis seinen Preis haben.
Heute fehlt der deutschen Lichtbildnerei diese
Käuferschicht, denn sie ist zum großen Teil ge-
zwungen, um die nackte Notdurft des Lebens
zu ringen, und muß auf Luxus auch der be-
scheidensten Art verzichten. Die breite Masse
des Volkes aber begnügt sich entweder mit den
Massenerzeugnissen des Schnellphotographen
oder mit den Erinnerungsbildern des Liebhabers.
— Die Wiederaufbauarbeit auf diesem Gebiete

hat demzufolge eine ganze Reihe schwieriger
Aufgaben zu lösen. Es gilt zunächst, die alte
kunsthandwerkliche Tradition in der deutschen
Lichtbildnerei, das künstlerische Verantwort-
lichkeitsgefühl und den künstlerischen Ehrgeiz
aufrecht zu erhalten, auch da aufrecht zu er-
halten, wo er aus Mangel an Anerkennung und
Erfolg bereits zu schwinden droht. Es gilt
ferner, die verlorene Fühlung mit der breiten
Masse des Volkes wieder zu gewinnen, das
neue Publikum für das künstlerische Lichtbild
und damit diesem eine neue Käuferschicht zu
erziehen. Dieses Ziel läßt sich aber auf keine
Weise besser erreichen als dadurch, daß man
dem Publikum immer vollendetere Leistungen
vorlegt, Werke vor allen Dingen, aus denen der
Stil- und Form willen unserer Zeit zum genießen-
den Betrachter spricht. So ist die erzieherische
Aufgabe, welche die deutsche Lichtbildnerei im
Zeichen der Wiederaulbauarbeit zu leisten hat,
letzten Endes eine Aufgabe der Selbsterziehung,
 
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