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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Hofmann, Herbert: Internationale Buchkunstausstellung, [2]: Ausland
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0175

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Internationale Buchkunst-Ausstellung Leipzig 192J

Zwischen diese bei-
den Gegenpole ist die
englische Abteilung
eingespannt: neutral,
temperamentlos, un-
problematisch; Puris-
mus bis zur vollkom-
menen Ernüchterung.
Eine bittere Tragik,
daß dieses Land, einst
für die Welt der strah-
lende Pol einer grund-
legenden Buchreform,
völlig im Schatten des
eigenen Verdienstes
versinkt. William
Morris' überlegener
Dekorativismus blieb
ohne Entwicklung und
Nachfolge. Das Gefühl
für künstlerische Ein-
heit zwischen Druck-
bild und Illustration,
wie es jener genial-
einseitige Reformator
als oberstes Gestal-
tungsprinzip verkün-
det hatte, wurde ab-
gelöst durch eine zu-
nehmende Hinneigung
zum rein typographi-
schen Buche. Charles
S. Ricketts setzte mit
Einmischung höchst
persönlicher Schöp-
ferwerte jene Morris'-
schenTraditionen fort,
verarbeitete geistvoll
nordische und Renais-
sance - Motive, blieb
aber immer tektonisch
klar und ausgeglichen
u. ordnete Illustration
und Textbild zu über-
zeugender Harmonie.
Unter den Einband-
künstlern ragt allein
Maynard mit reinen
Formen über eklekti-
zistische Gewaltsam-
keiten hinaus. — Dem

stammverwandten
Österreich ist die Ent-
wicklung einer Idee,
wie sie in Deutschland
in höchster Präzision
ausgebildet ist, bis-

SPANIEN. » HOLZSCHNITT-] LLUSTRATION «

SPANIEN. »HOLZSCHNITT-ILLUSTRATION«

her fremd geblieben.
Seine schöpferisch
stärksten Persönlich-
keiten (Czeschka,
Orlik, Steiner - Prag)
hat es an Deutschland
verloren. Von den

individuell - subtilen
Arbeiten der Wiener
Werkstätte (Hoff-
mann, Peche, Moser)
bekommt man nichts
zu Gesicht. Bleibt nur
noch die Schriftschule
von Rudolf v. Larisch,
die in den gotisierend-
kapriziösen Hand-
schriften von Hertha
Ramsauer (Faust) am
nachdrücklichsten re-
präsentiert wird. Der
Einband huldigt einem
indifferent modernen
Geschmack. Auch
Otto Prutscher gibt
keine tiefere Anreg-
ung. — Die Tschecho-
slowakei zeigt neben
wenig originellen Le-
der - Einbänden und
peinlich aufdringlichen

Buch - Umschlägen,
deren photomontierte
Typographie ihre Ab-
sicht eher ironisiert
als überzeugend er-
weist, eine ausgezeich-
net proportionierte
Schrift, die gleichsam
den sprachlichen Ak-
zent graphisch zu
rhythmisieren weiß.
Jaroslav Benda und
Jos. Vächal haben her-
vorragenden Anteil
an diesen wahrhaft
vorbildlichen Schöp-
fungen. — In den Ein-
bänden der Schweiz,
in den schritt- und

bildkompositorisch
mustergültigen Druk-
ken der Kunstgewer-
be-Schule in Zürich
offenbaren sich die
Kräfte einer geruhsam
und solid gereiften
 
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