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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Straus-Ernst, Luise: Richard Seewald, Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0281

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RICHARD SEEWALD —KÖLN

Wer Gelegenheit hat, dem Schaffen eines
Künstlers regelmäßig aus der Nähe zu
folgen, der weiß, wie sehr ein paar Monate Ab-
wesenheit vom gewohnten Arbeitsort die künst-
lerischen Fähigkeiten sammeln und ihre Rich-
tung klären können; der weiß auch, wie sehr
durch die zeitweilige örtliche Distanz dem Be-
obachter selbst der Blick geschärft wird für ent-
scheidende Veränderungen, die in Stil und Ar-
beitsweise des Künstlers einsetzen.

Richard Seewald ist nach langem Studien-
aufenthalt im Tessin nach Köln zurückgekehrt
und hat eine große Anzahl neuer Arbeiten mit-
gebracht. Seine Kunst, die niemals eigentlich
problematisch war und immer dem Wesen und
der Gestalt der Dinge liebevoll beobachtend
nachging, ist, wenn man so sagen darf, noch
zuständlicher geworden. Wir sehen fast nur
Landschaften, und selbst, wenn Figuren auf-
tauchen, so ist es weniger das Persönliche, was
den Maler dabei interessiert, als vielmehr das
Lebendig-Animalische.

Seit Seewalds Übersiedlung nach Köln ist
eine ständige Tendenz zur Aufhellung der Farbe

zu bemerken gewesen; die neuen Bilder zeigen
nun einen weiteren Schritt auf dem Wege zu
stärkster Leuchtkraft und Transparenz. Alles
Trübe und Verworrene wird mit Glück ver-
mieden. Dazu tritt eine wachsende Verein-
fachung der Form. Diese Bilder zeigen ein tief-
begründetes und heiteres Geordnetsein, das
nirgends zur Härte wird.

Auffallend sind einige Waldbilder mit ihrem
vielfachen Wechselspiel leuchtender grüner
Töne (interessant übrigens ein Vergleich mit
ähnlichen Motiven, die der Maler vor etwa
zehn Jahren gestaltet hat, und in denen der
Weg der künstlerischen Entwicklung besonders
deutlich wird). Erregend fast wirkt eine An-
sicht von San Vitale in Venedig mit ihrem selt-
samen Gegenspiel von ziegelrot und blaugrün.
Gerade hier, wie auch in einem Blick auf
Ascona werden die architektonischen Bildten-
denzen Seewalds sehr klar. Sie stehen fast un-
vermittelt im Bilde der Künstlerpersönlichkeit
für den, der Seewalds Fresken nicht kennt.

Die Idee der Wandmalerei liegt gerade der
Art dieses Malers sehr nahe. Ihre Forderung

XXXI. Januar 1928. 3
 
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