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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Roessler, Arthur: Konservatismus und Modernismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0347

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Konservativismus und Modernismus



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WILHELM LEHMBRUCK

»PARISER TORSO« BRONZE

füllt, sagte schlicht und grob: das Schöne sei
weiter nichts als das, was uns gefällt. Ähnlich,
doch im Wesen verschieden, äußerte sich Eng-
lands berühmtester Landschafter John Con-
stable, der erklärte, Häßliches gäbe es über-
haupt nicht, wenigstens habe er während seines
ganzen vieljährigen Lebens niemals auch nur
ein einziges häßliches Ding gesehen, weil jeg-
liches Ding, seine Form mag wie immer sein,
durch Licht, Schatten und Perspektive schön
gemacht würde. Whistler dachte ähnlich, denn

er sagte: die Kunst sucht und findet das Schöne
in allen Verhältnissen und in allen Zeiten. So sah
ja auch der Hohepriester der Schönheit, der un-
vergleichliche Rembrandt, malerische Größe und
edle Würde im Judenviertel zu Amsterdam und
klagte nicht, daß seine Bewohner in ihren be-
drückten Verhältnissen keine Griechen waren.

Konservative Gesinnung an sich ist dann ge-
wiß kein Übel, wenn sie die in der Nation
vorhandenen Kräfte zu erhalten bemüht ist
und diese Aufgabe auch vollbringen kann.
 
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