Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (61.1927-1928)

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ANSELM« BÜCCI

GEMÄLDE »VORSTADT«

ANSELMO BUCCI-MAILAND

Aus einer weiten Landschaft, vor der Licht-
i \ flut eines klaren Himmels, erhebt sich die
Figur des Malers mit dem Schüler daneben:
dieses Bild, diese Vision ist für Buccis Wesen
charakteristisch. —

Wohl hatte er sich dieser sanften Klarheit
eine Zeitlang heftig entrissen, in der Hast un-
vollendeter, verschiedenartiger Arbeiten; sie
ist aber offenbar das wahre Element seiner ma-
lerischen Schöpfung, sie ist sein wesentliches
Merkzeichen. Dieses helle Blau gibt dem Bilde
die Note; Note einer Sanftheit, die manchmal
bis zum Schmachten geht, bis zur Dämpfung
der Kraft des Ausdrucks und der Charaktere.

Abgesehen von diesem Stimmungsgehalt ist
im Bilde „die Maler" ein ernstes Gefühl des
Raumes, der sich über dem Kopfe des stehenden
Malers ausbreitet — nicht als eine leere Zone,
sondern als eine harmonische Sphäre, die dem
Ausschnitt seinen eigentlichen Rhythmus gibt.

Dieses Bild ist im ganzen die solideste Ar-
beit, die Bucci bisher geschaffen hat. Die an-
deren haben keine so feste Architektur, keine
so natürliche Einheit der inneren Komposition.

Anselmo Bucci ist vor allem ein Zeichner:
ein kräftiger, solider Zeichner; er kann mit dem
Bleistift zu intimster, plastischer Form gelangen.
Er zeichnet, wie er spricht: mit ergreifender,
lebendiger Beredsamkeit.

In Paris, wo er vor dem Kriege lange weilte,
konnte er mit seinen impressionistischen Würfen
die leichtesten Erfolge erlangen.

Aber das war für ihn, der die geistige Struk-
tur eines Baumeisters hat, nur Studium. Ein
höheres, anspruchsvolleres Ziel als diese Im-
provisationen schwebte ihm vor.

Bucci haßt beinahe die ganze moderne Ma-
lerei, weil sie ihm immer als Karikatur erscheint.
Karikatur sind ihm alle Resultate der verschie-
denen modernen Bewegungen, weil sie nie einen