DOI Artikel:
Luzzatto, Guido Lodovico: Anselmo Bucci, Mailand
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0362
Ansclmo Bacci- Mailand
anselmo bucci—mailand
gemälde »die erde«
vollständigen Kunstausdruck ergaben. Sein Ziel
ist dem gegenüber das im Ausdruck verdichtete
und gesammelte, das „stille" Bild. Es ist nicht
zu leugnen, daß der Künstler manchmal dabei
viel verliert: daß von manchen geistreichen Er-
gebnissen der ersten Skizzen häufig keine Spur
mehr in dem Werke zu finden ist; und daß eine
Linie, die kraftvoll in der Zeichnung auftrat,
später ganz verblichen wirkt und vom Reiz des
ersten Einfalls wenig mehr zu erkennen gibt.
Der Sieg aber ist solchen Opfers wert.
Die Landschaft „die Erde" ist nicht gerades-
wegs der Natur entnommen, sondern Stück
neben Stück zusammengestellt: die Berge im
zarten Sommerrauch hinter den Kornfeldern;
die Erde, warm in verschleierter Atmosphäre,
sommerlich überflimmert, das Tal und das Ge-
birge weich in der Substanz, wie eingeschlafen
unter einem sanften Himmel. Um das Gefühl
einer tiefen, satten Zartheit mächtiger zu er-
regen, hat der Künstler die dornigen Zweige
des Geheges auf dem Vordergrund hervorge-
hoben ; und um die Wirkung der ineinander ver-
wobenen grauen und hellblauen Farben zu unter-
stützen, hat er den beiden Frauengestalten in
den Wiesen lebhaftere farbige Akzente gegeben.
Das Gebiet der malerischen Phantasie von
Bucci hat weite Grenzen.
So lockte ihn im letzten Jahre die Idee eines
„Johannes des Täufers", wie er sehnig und
hager sich aus der Unermeßlichkeit einer wüsten
Landschaft erhebt. Der Künstler ist in diesem
Bilde direkt aufs Ziel gegangen. Er hat den
großen, unendlichen Raum der traurigen Land-
schaft und die einsame Gestalt des Heiligen,
der sich mit Heuschrecken und wildem Honig
nährte, eindrucksvoll verwirklicht.
So erscheint heute Anselmo Bucci wie ein
Vorläufer der Vertreter der neuen Kunstström-
ungen, die sich nach dem Kriege in allen Ländern
gezeigt haben und die wieder zur Architektur
des Bildes und zur vollendeten Ausführung zu-
rückkehren Wollen. . . guido lodovico lii/./.atto.
★
Wer aber erlebt hat, was es heißt, der Ma-
terie seinen Willen aufzuprägen, der be-
kommt einen andern Blick für die gestaltenden
Leistungen anderer........ fr. Schumacher.
anselmo bucci—mailand
gemälde »die erde«
vollständigen Kunstausdruck ergaben. Sein Ziel
ist dem gegenüber das im Ausdruck verdichtete
und gesammelte, das „stille" Bild. Es ist nicht
zu leugnen, daß der Künstler manchmal dabei
viel verliert: daß von manchen geistreichen Er-
gebnissen der ersten Skizzen häufig keine Spur
mehr in dem Werke zu finden ist; und daß eine
Linie, die kraftvoll in der Zeichnung auftrat,
später ganz verblichen wirkt und vom Reiz des
ersten Einfalls wenig mehr zu erkennen gibt.
Der Sieg aber ist solchen Opfers wert.
Die Landschaft „die Erde" ist nicht gerades-
wegs der Natur entnommen, sondern Stück
neben Stück zusammengestellt: die Berge im
zarten Sommerrauch hinter den Kornfeldern;
die Erde, warm in verschleierter Atmosphäre,
sommerlich überflimmert, das Tal und das Ge-
birge weich in der Substanz, wie eingeschlafen
unter einem sanften Himmel. Um das Gefühl
einer tiefen, satten Zartheit mächtiger zu er-
regen, hat der Künstler die dornigen Zweige
des Geheges auf dem Vordergrund hervorge-
hoben ; und um die Wirkung der ineinander ver-
wobenen grauen und hellblauen Farben zu unter-
stützen, hat er den beiden Frauengestalten in
den Wiesen lebhaftere farbige Akzente gegeben.
Das Gebiet der malerischen Phantasie von
Bucci hat weite Grenzen.
So lockte ihn im letzten Jahre die Idee eines
„Johannes des Täufers", wie er sehnig und
hager sich aus der Unermeßlichkeit einer wüsten
Landschaft erhebt. Der Künstler ist in diesem
Bilde direkt aufs Ziel gegangen. Er hat den
großen, unendlichen Raum der traurigen Land-
schaft und die einsame Gestalt des Heiligen,
der sich mit Heuschrecken und wildem Honig
nährte, eindrucksvoll verwirklicht.
So erscheint heute Anselmo Bucci wie ein
Vorläufer der Vertreter der neuen Kunstström-
ungen, die sich nach dem Kriege in allen Ländern
gezeigt haben und die wieder zur Architektur
des Bildes und zur vollendeten Ausführung zu-
rückkehren Wollen. . . guido lodovico lii/./.atto.
★
Wer aber erlebt hat, was es heißt, der Ma-
terie seinen Willen aufzuprägen, der be-
kommt einen andern Blick für die gestaltenden
Leistungen anderer........ fr. Schumacher.