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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Lux, Joseph August: Kirchliche Wandmalerei von Josef Eberz
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0374

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Kirchliche Wandmalerei von Josef Eberz

MALER JOSEF EBERZ—MÜNCHEN

»UNTERER TEIL DER LINKEN WANDt

wir in einigen Abbildungen zu zeigen in der
Lage sind. Die Gesamtansicht der drei Wand-
seiten der Kapelle mit der beherrschenden
Hintergrundwand stellt das religiöse Weltbild
dar, das hier sinngemäß gestaltet wurde. Auf
der nicht weniger als elf Meter hohen und fünf
Meter breiten Fläche erscheint die heilige Drei-
einigkeit der Gottesidee als Personifikation des
ewigen Seinsgrundes, symbolhaft ausge-
drückt in der unnahbar thronenden Majestät
des Schöpfers, darunter die Mittlergestalt des
Heilandes als Weltenrichter über dem sieben-
fach gebrochenen Strahl des Lichtes als Regen-
bogen, und am unteren Rande der dreiteiligen
Himmelsordnung die mystische Aussendung des
heiligen Geistes in Gestalt der Taube, die mit
ihrem Strahlenbild eine sinnvolle Verbindung
mit der zu unterst angeordneten irdischen Welt
und der in stilvolle Heimatlandschaft hineinge-
stellten Menschengruppe unterhält.

Dieser Geistausfluß — Inspiration — aus
den persönlich gedachten und religiös vorge-
stellten Himmelskräften gibt dem Vorgang in
der Menschengruppe seinen inneren Sinn als
Taufhandlung, die symbolisch nichts anderes
bedeutet als die Teilnahme an den schöpfe-
rischen Gnadenkräften der Übernatur oder das
Erwachen der Seele in dem Bewußtsein ihres
ewigen Zusammenhanges mit den göttlichen
Geistkräften als ihres Ursprungs und ihres

Ziels. In dem Mittelpunkt dieser Gruppe steht
daher eine heilige Person als Taufespender, und
zwar die Gestalt des ersten Bischofs dieser
Gegend, des hl. Rupertus, nach dem der ganze
Salzachgau in Erinnerung an die Zeit der Chri-
stianisierung dieser Gegend „Rupertiwinkel"
genannt wird. Also auch hierin eine Beziehung
zur Heimatgeschichte, wie die Landschaft eine
Beziehung zur Heimatnatur enthält.

Der Zug der Täuflinge von der^ linken Seiten-
wand her ist in Haltung und Mienen wieder der
Ausdruck einer höchst beseelten Kunst, die
uns den Vorgang eines Mysteriums klar macht.
Es ist der Ausdruck der Sehnsucht nach dem
Überirdischen, nach dem Leben, das den Tod
nicht kennt, und in der Mittelpunkthandlung,
in dem Taufgeheimnis,'ihre seelische Erfüllung
findet. Eindringlich spricht der Zug der Getauf-
ten rechterseits zu dem Beschauer, der in der
sichtbaren Verklärung der Personen die innere
Wirksamkeit des heiligen Geheimnisses enthüllt.

Es sind einfach seelische Vorgänge, geisthaft
schwebende Beziehungen, transzendente Dinge,
religiöse Ideenwelten mit einem philosophischen
Unterbau, die der Künstler mit bewunderns-
werter Ausdruckskraft ins bildlich Anschaubare
zu rücken gewußt hat, in die Sphäre einer Sym-
bolkunst, wie sie eben die religiöse Kunst ist,
die auf diesen beiden Polen beruht: Natur und
Übernatur, Zeit und Ewigkeit, Diesseits und
 
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