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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Lux, Joseph August: Kirchliche Wandmalerei von Josef Eberz
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0378

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Kirchliche Wandmalerei von Josef Ebcrz

josef
e b e r z
»engel«
entwurf

Jenseits, und ihrer geheimnisvollen Durch-
dringung. Dazu gehören jene Schutzkräfte gei-
stiger und seelischer Natur, die sich die mensch-
liche Vorstellungskraft als Engel verkörpert
denkt, als personifizierte Himmelskräfte, und
die hier in den mittleren Höhen als Engelgruppen
oder von den Spitzbogen herab als nieder-
schwebende Erscheinungen geradezu ornamen-
tal aufscheinen. Die Spruchbänder von den
Höhen herab, gleichsam dekorative Umrahm-
ungen, entsprechen der kirchlichen Auffassung
als Segensworle der heiligen Handlung, die
ihren besonderen unverrückbaren Sinn haben
und das Weltgeheimnis umschreiben.

Was hier linear und inhaltlich dargestellt ist,
muß man sich in den Zauber der Farbe getaucht
denken, die neben der Linie das eigentliche
Daritellungsmittel des Malers ist. Seine Per-
sönlichkeit spricht sich darum auch im Kolorit
aus. Eberz liebt kraftvollen Farbenauftrag;
seine Wandmalereien sind keineswegs gedan-

kenblasse Schemen, ebensowenig sind sie bloß
kolorierte Zeichnungen; vielmehr sind sie bei
aller visionären Flächenhaftigkeit mit jener ma-
lerischen Plastik behandelt, die den Meister
verrät, der auch in Farben denkt und gestaltet.
Daraus folgt, daß selbst bei kräftigster Tönung
der Zusammenklang harmonisch und zart ist;
entschiedenes Blau herrscht vor, und ich habe
immer gefunden, daß es eine Seelenfarbe ist,
die aus innerer Notwendigkeit den Hauptton
führt. Eine musikalische Wirkung ist das höchste
und feinste Ergebnis: Linie und Farbe bilden
die schwingende Saite und den Klang in brau-
senden Akkorden; der geistige Inhalt gibt die
Melodie und die harmonikale Symbolik.

Die Kartons für den Chorbogen, das ist die
Stirnseite der Apsis, sind bereits gezeichnet
und versprechen neue Wunder, die im Laufe
dieses Jahres hervorgewirkt werden. Angesichts
solcher Schöpfungen darf man an die Wieder-
geburt der religiösen Kunst glauben. . . j a. l.
 
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