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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Kubsch, Hugo: Zeichnungen von Dr. Arthur Grunenberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0423

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DR. A. GRÜNENBERG—BERLIN

»SPA.NISCHE REITSCHULE«

ZEICHNUNGEN VON Dr. ARTHUR GRUNENBERG

VON HUGO KUBSCH

Zwei Themen kehren bei dem Zeichner Arthur
Grunenberg immer wieder: der schöne
Mensch und das rassige Pferd. Es ist eine Be-
grenzung des künstlerischen Arbeitsbereichs,
die Grunenberg ganz bewußt vornimmt, weil
innerhalb dieser Grenzen für ihn eine Welt liegt.
Diese Welt erfüllt fast sein ganzes künstlerisches
Sein. Sie beflügelt seine Phantasie, erhört seine
Sehnsüchte, läßt seine Gesichte Form werden.

Grunenberg braucht für sein Schaffen unbe-
dingt als Medium die Figur: Mensch und Pferd.
Er sieht die Wirklichkeit im gewissen Sinne
visionär, denn er übersetzt sie nicht einfach in
Linien. Er ist berauscht von seiner Wirklich-
keit, er dichtet sie nach: mit dem Rötelstift, mit
der Kreide. Grunenberg ist einer der souve-
ränsten Beherrscher der Linie. Seine Linie ist
eigenwillig barock; sie ist weich, vibrierend,

locker; sie lebt, sie wird vor unseren Augen,
und sie ist — nicht nur in ihren zartesten Aus-
läufen — nervös. Durch diese „lebendige"
Linie ist Grunenberg geradezu prädestiniert zur
Gestaltung leidenschaftlicher Bewegtheit.

Seit Jahren gilt Grunenberg als der klassische
Zeichner des russischen Balletts. Er hat den
Instinkt für das Schwingende, Schwebende, das
rhythmisch Gebundene dieser kultivierten Tanz-
kunst; sein Geist begreift das Schöpferische
darin, und unter seinen Händen werden Grazie
und Musikalität der Körper lebendige Form.

Die Pawlowa in der Pantomime „Das schlecht-
bewachte Mädchen" ist absoluter Ausdruck der
Grazie, Schelmerei und Munterkeit: ist das tän-
delnde Mädchen mit bezauberndem Charme.
Im Tänzer Harald Kreutzberg erleben wir die
starke Individualität, die im rhythmisch gebän-
 
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