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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Pazaurek, Gustav Edmund: Kunstgläser von Leerdam
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0475

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GLASFABRIK »LEERDAM«

»VASE UND SCHALEN«

KUNSTGLÄSER VON LEERDAM

Die Holländer spielen in der Glasveredlungs-
kunst erst seit der Barockzeit eine bemer-
kenswerte Rolle. Und merkwürdigerweise ist
es, von der kleinen Gruppe der geschnittenen
Gläser von Sang - Amsterdam abgesehen, nur
eine einzige Spezialität, die hier betrieben wurde,
allerdings mit der größten Virtuosität: die Ver-
edlung mit dem Diamanten. Es dürfte kein Zu-
fall sein, daß gerade in jenem Lande, wo die
größten Diamantschleifereien arbeiten, mehr als
anderwärts die Diamantsplitter für Zeichnungen
auf Glas verwendet worden sind. Schon im
17. Jahrhundert gibt es eine ganze Reihe sehr
gut gerissener Gläser aller Art, dann im 18.
Jahrhundert die künstlerisch noch wertvolleren
gestippten, d. h. diamantpunktierten Gläser, die
wieder keineswegs Handelsartikel bilden, son-
dern Liebhaberarbeiten im besten Sinne des
Wortes sind, die heute sehr hoch geschätzt
werden. Im 19. Jahrhundert gerät diese feine
Schmuckkunst in Holland allmählich gänz in
Vergessenheit. Die holländische Produktion
beschränkt sich wieder nur auf Gebrauchsgläser
für den eigenen Bedarf, während Kunstgläser
von auswärts eingeführt werden.

In den letzten Jahren ist dies anders gewor-
den. Die Glasfabrik Leerdam (vorm. Jeekel,

Mijnssen & Co.) hat unter der Direktion des
gegenwärtigen Präsidenten Cochius einen gro-
ßen Aufschwung genommen. — Unter Hinzu-
ziehung tüchtiger Architekten u. Kunstgewerbler
wie K. P. C. de Bazel (t 1923), Dr. H. P. Ber-
lage oder Cornelis de Lorm, wurde zunächst
die gesamte Formgebung gründlich revidiert;
zweckentsprechende Gebrauchsformen nament-
lich für ganze Tafelservice entstanden in reicher
Auswahl meist für keine weiteren Dekorationen
bestimmt, obwohl auch ein reizendes Service
mit Rauchtopasstich und Kantenschliff hervor-
gehoben werden muß.

Aber neben diesen wohlfeilen, für den all-
gemeinen Gebrauch bestimmten Arbeiten, zu
denen noch jüngst hoffnungsvollen Proben von
Tafelglas, Glasmosaiken sowie Beleuchtungs-
körpern hinzukamen, hat Leerdam noch in den
letzten Jahren eine künstlerisch besonders reiz-
volle Gruppe von Einzelkunstwerken heraus-
gebracht, auf die hier aufmerksam gemacht wer-
den soll. — Nach Entwürfen und unter per-
sönlicher Teilnahme ihres Mitarbeiters A. D.
Copier entstanden in der Hütte selbst fertig-
gestellte Vasen und Schalen aller Art, die in
ihrer eleganten Formengebung, zarten Farben-
stimmung und diskreten Oberflächenbehandlung
 
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