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Die Gartenkunst — 27.1914

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Hirsch, Fritz: Der Bruchsaler Schloßgarten nach seiner Wiederherstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0011

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Die südliche Orangerie (Kavalierbau) des Bruchsaler Schlosses.

getreten, die mit dem neuen Plane so sehr laternen aus dem Ehrenhof zu entfernen. An
übereinstimmten, daß sie wieder verwendet den Torpfeilern sind die aus Stein gehauenen
werden konnten. Aus alten Plänen war dann Reliefbildnisse der 4 Kirchenfürsten angebracht,
nachträglich feststellbar, daß der Park ur- die das Schloß bewohnten, und auf der Rück-
sprünglich tatsächlich nur bis hierher gegangen seite die zugehörigen Familienwappen. Wir
war, so daß also der neue, im Geiste des alten haben es also hier mit einer Neuschöpfung zu
frei erfundene Abschluß der ersten Anlage tun, wie sie bei aller Hochhaltung des Grund-
entspricht. An der Stelle, an welcher die seitliche satzes historischer Treue als Folge veränderter
Umfassungsmauer durch Bahndamm und Straße Verhältnisse notwendig wird, wenn der Restau-
unterbrochen war, konnte die Wunde durch rator neben den wissenschaftlichen Ansprüchen
Aufstellung einer neuen Sphinx (Seite 1) ge- auch die künstlerischen befriedigen will,
heilt werden. Die Verlängerung des Parkes war Audi bei der Flächenbehandlung des Ehren-
im Jahre 1735 vollzogen. Die Abbildung Seite 2 hofes (Seite 4 und 9) waren Kompromisse zu
zeigt den untersten Abschluß. Die hier zu schließen. Nach den ältesten Plänen waren hier
sehenden mächtigen Kastanienbäume sind wohl zwei rechteckige Grünanlagen vorhanden, viel-
die einzigen lebendigen Reste der Schönborn- leicht auch nur projektiert. Zu Huttens Zeit wur-
schen Anlage. An einem im Jahre 1908 zu den die beiden auf uns gekommenen Wasserbas-
Fall gekommenen Stamm konnten 186 Jahres- sins angelegt, die ganze übrige Fläche aber
ringe gezählt werden. gepflastert. Diese großen Verkehrsnutzflächen
Auf der dem Park abgewendeten Seite des mögen damals dem Bedürfnis nach Entfaltung
Corps de Logis breitet sich der Ehrenhof aus. höfischen Prunkes bei Prozessionen und anderen
Hier konnte den abschließenden Zwingergräben Anlässen entsprochen haben. Die ruhigen bür-
wieder die ehemalige Bailustrade mit Gitter- gerlichen Anwohner des 19. Jahrhunderts woll-
aufsatz gegeben werden. An den beiden Stellen ten ins Grüne sehen, und eine gärtnerische An-
aber, an welchen die Zwingergräben sich ehe- läge mit Bäumen, Gebüschen und Blumen hatte
mals an die nicht mehr vorhandenen Klepper- zwar ihr Bedürfnis befriedigt, zugleich aber
Stallungen anschlössen, war eine Lücke ent- die architektonische Einheit zerstört. Die nach
standen, die durch Fortsetzung der Zwinger- Zeichnungen des Verfassers angelegten Buchs-
einfassung bis zu den beiden Schloßflügeln auf beete, wieder eine Neuanlage im Geiste des alten,
eine das historische Gefühl nicht verletzende bilden den Ausgleich.

und ästhetisch befriedigende Weise zu schließen Vor dem ehemaligen bischöfl. Kanzleigebäude

war. Durch Ausbildung der hier neu erstan- stand ein gußeiserner Brunnen, der in den Rah-

denen Torpfeiler als Kandelaber (Seite 6) men des renovierten Schloßbezirkes nicht mehr

war es möglich geworden, die häßlichen Straßen- hineinpaßte. Er wurde durch einen steinernen

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