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Die Gartenkunst — 27.1914

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[Nr. 1]
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Hirsch, Fritz: Der Bruchsaler Schloßgarten nach seiner Wiederherstellung
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Zobel, Victor: Baustoffe im Garten, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0014

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ersetzt (Seite 11), der dem Andenken der Mark-
gräfin Amalie, der letzten fürstlichen Bewoh-
nerin geweiht wurde und mit seinem lustigen
Wasserspiel die oft so vertrocknete Phantasie
unserer Zeit anfeuchten möge.

Eine Neuanlage ist auch das kleine Rosa-
rium (Seite 8) vor der südlichen Orangerie,
dem späteren Kavaliergebäude, das jetzt der
Bezirksbauinspektion Unterkunft bietet und in
dessen Mauern in neunjähriger Arbeit und
genußreichem Aufenthalt der Geist der gepu-
derten Perücken über mich kam.

Torpfeiler als Kandelaber am Ehrenhof des
Bruchsaler Schlosses.

(Aus F.Hirsch, „Das Bruchsaler Schloß im XIX. Jahr-
hundert", C.Winter, Heidelberg, 1906.)

Baustoffe im Garten.

L

Der vornehmste Baustoff für unsere Gärten
und Parke ist die Pflanze; von ihr soll aber
in diesen zwanglosen Versuchen nicht gehandelt
werden, sondern von den Baustoffen im engeren
Sinne, dem toten Material, das bei dem Auf-
bau des Gartens, als sein festes Skelett oder
bei seiner Ausschmückung im eigentlich baulichen
Sinne gebraucht wird. Daß bei dem mit Archi-
tektur eng zusammenhängenden, regelmäßigen
Garten das Bauliche eine wichtigere Rolle spielt
als beim Park, braucht nicht besonders betont
zu werden; es soll nur gesagt sein, daß bei
den folgenden Ausführungen wesentlich mit dem
eigentlichen Garten gerechnet ist.

Niemand wird bestreiten, daß hier ein recht
vernachlässigtes Gebiet des Bauens vor uns liegt
— nicht nur für uns Baugärtner; denn leider
können wir vom Architekten, wenigstens bei
uns in Deutschland, wie die Dinge liegen, recht
wenig lernen. Es gibt wohl Lehrbücher der
Baustoffkunde; aber ihr Vortrag ist so unendlich
trocken und ihre gewissenhafte Aufzählung von
Tatsachen so ermüdend und entmutigend, daß
für die spätere ausübende Tätigkeit kaum irgend
ein Gewinn übrigbleibt. Auf den Lehrstühlen
unserer Hochschulen wird wohl eine Stunde im
Winter über Baumaterialien gelesen; aber die
Vorlesungen sind meist schlecht besucht, und
der riesige Umfang des Stoffes zwingt den
Lehrenden, entweder nach Art der Lehrbücher
trocken aufzuzählen, oder bei näherem Eingehen
auf den Gegenstand durchaus Lückenhaftes und
nach keiner Richtung Abgerundetes zu geben.
Etwas günstiger liegen vielleicht die Verhält-
nisse bei den Baugewerkschulen. Aber im allge-
meinen wird man kaum bestreiten können, daß
unsere Architekten durchaus mangelhaft mit den
vielleicht wichtigsten Kenntnissen ihres Faches
ausgerüstet eine selbständige und verantwor-
tungsreiche Tätigkeit beginnen und daß sie im
wesentlichen darauf angewiesen bleiben, durch
die Erfahrung, also wohl meist durch Fehler
zulernen; und bei allzuvielen bleibt die Material-
kenntnis ihr Leben lang ein Gebiet, auf dem
sie nur mit unsicheren Füßen sich bewegen,
während es die feste Grundlage und Voraus-
setzung ihres gesamten Schaffens sein sollte.

Von der Seite der Bauwissenschaft und
-Kunst wird also der Baugärtner wenig Nutzen
ziehen können. Es kommt hinzu, daß mancher
Baustoff für ihn vom reinen gärtnerischen Stand-
punkt aus angesehen und behandelt werden
muß; und hier würden ohne weiteres alle archi-
tektonischen Lehrquellen versagen. Nun geben
freilich fast alle gärtnerischen Lehrbücher von
dem hier zu behandelnden Gegenstand einiges
Wenige; aber immer wird dies Wenige nach

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