Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 27.1914

DOI Heft:
[Nr. 1]
DOI Artikel:
Zobel, Victor: Baustoffe im Garten, [1]
DOI Artikel:
Heicke, C.: Mängel im Wettbewerbswesen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0016

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
sie liegen vor allem in unserer anders, mehr
auf das Architektonische, gerichteten Hausbau-
art; sie liegen in den bescheideneren Mitteln,
die wir aufzuwenden pflegen oder, anders ge-
sprochen, darin, daß es bei uns noch viel weniger
Menseben mit wirklichen Gartenbedürfnissen
gibt. Immerhin sollten die Gartenbauherren
daran denken, daß es nicht die augenblickliche
Wohlfeilheit eines Baustoffes ist, die den Garten
billig herzustellen macht, sondern daß der gute
und „teure" Stoff auf die Dauer immer seines
Preises wert sich erweisen wird, während er
die schönheitlichen Werte eigentlich ganz um-
sonst in den Kauf gibt. Schließlich ist fast jeder
Baustoff auch im Garten zu verwenden; wichtig
ist nur, an welchem Platze es geschieht und
wie er behandelt wird.

So viel sei zur Einführung für die folgenden
Versuche über die Baustoffe im Garten gesagt.

Victor Zobel.

Mängel im Wettbewerbs-
wesen.

Die Entwicklung unseres Wettbewerbswesens
hat wieder allerlei Unzufriedenheit ausgelöst.
Suchen wir an den Ergebnissen unserer letzten
Wettbewerbe festzustellen, wo es fehlt, so

Rosarium vor der südlichen Orangerie des ßrudisaler Schlosses.

ins städtische Haus — denn der Engländer liebt
es, auch noch die Räume seines Landhauses in
schlichter und kraftvoller Zimmermannsarbeit
auszubauen. Dieser auf die Natur und das Ge-
wachsene gerichtete Blick läßt alles rauh Ge-
fügte als Baustoff bevorzugen und das Glatte
oder gar Geleckte streng ausscheiden. Jeder
Stoff wird seinen Eigenschaften gemäß ver-
wendet, man hütet sich ängstlich, neben der
Majestät der lebendigen Pflanze schlechte Ersatz-
stoffe zu gebrauchen, die Echtheit und Güte des
Materials ist eine fast selbstverständliche For-
derung, aus der wiederum die „Wertarbeit"
unmittelbar hervorgeht; denn der edle Stoff
verbietet moralisch, meist aber auch rein stoff-
lich die schlechte Arbeit. Nicht unwichtig ist
die Wahl der Baustoffe je nach der Art und
Eigentümlichkeit des Gartens, vielleicht auch des
Hauses; auch hierbei ist das feine Gefühl zu
spüren, mit dem bald schlichter und einfacher,
bald reicher und kostbarer Stoff verwendet wird.

Manchmal scheint freilich dieses Streben nach
Urwüchsigkeit für unseren Geschmack etwas zu
weit zu gehen, namentlich da, wo ein unbe-
wußter Hang zur Natürlichkeit, zum wie zu-
fällig Gewordenen aus der Zeit des Naturgartens
zum Vorschein kommt. Wir sind auf diesem
Wege gründlicher vorgegangen, nur daß leider
unsere größere Gründlichkeit uns nicht allzusehr
recht gibt. Unterschiede sind freilich berechtigt;

8
 
Annotationen