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Die Gartenkunst — 27.1914

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[Nr. 1]
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Weßberge, Wilhelm: Der Spielplatz "an der Schanz" in Aachen
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Arnold, R.: Irrgarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0022

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Die Kinder spielen auf der ebenen Kies- des Irrgartens, den Besucher eben irre zu führen,
fläche im Sande oder an Turngeräten. In der möchte ich gar nicht in den Vordergrund stellen,
Mitte sind Kastanien, an den Seiten Birken an- was ich am Irrgarten als das Wesentliche sehe,
gepflanzt. Ringsum befinden sich blühende sind seine famosen Raumwirkungen.
Blumen und sonstiges Grün, ohne daß das Der hier gezeigte Homburger Irrgarten wird
Kind dadurch in seinem Spiel behindert würde. etwa 80 Jahre alt sein, die Hecken (Rot- und
Die Anpflanzung macht den Platz aber auch Hainbuchen,Taxus) werden nicht mehr sehr lange
für die Umwohner und Passanten erfreulich, zu halten sein, zum Teil sind sie schon fortge-
da sie der Kiesfläche das Nüchterne nimmt. nommen. Es war schwer, in den Räumen selbst
Derartige Plätze sind ein dringendes Be- zu photographieren, da man keinen genügenden
dürfnis für unsere Großstädte. Abstand nehmen kann, doch ergeben die stark
_._ 3 m hohen Heckenwände interessante Perspek-
tiven, und stehen sehr gut zur Architektur so-
IlTCI QI"tCIl wohl, als zu den frei gewachsenen Bäumen. Sehen
^ wir uns den Grundriß an, der der Originalität
VonR. Arnold, Frankfurt a. M. ^ entbehrt, so werden wir wohl annehmen
Bei der Umwertung alter Motive können, daß ein Irrgarten, der von solch mar-
nach neuen Gesichtspunkten kön- kanten Achsen durchschnitten ist, kein eigent-
nen wir an den Irrgärten nicht lidier Irrgarten mehr ist. Er ist mehr ein Hecken-
achtlos vorübergehen. garten, der durch originelle Wegeführung inter-
Ob noch viele Irrgärten bis in essant gemacht ist, im ganzen großen aber aus
unsere Tage gut erhalten geblie- verbundenen kleinen Heckenräumen besteht. Und
ben sind, ist mir unbekannt; wo gerade so stelle ich mir einen modernen Hecken-
wir aber, wie in Homburg v. d. H., garten vor!

Reste solcher Irrgärten treffen, werden wir uns Ich behaupte, daß wir heute noch viel zu
ihrem Reiz nicht entziehen können. Die Frage, ängstlich sind, bei der Aufteilung eines Haus-
ob wir Irrgärten heute überhaupt noch anlegen gartens durch Hecken. Noch ängstlicher ist na-
sollen, ist eigentlich müßig. Sie sind eine Spie- türlich das Publikum. Es hat den Eindruck des
lerei, gewiß. Aber warum soll man sich nicht englischen Parks, des landschaftlichen Gartens,
einmal eine Spielerei erlauben, wenn sie kurz- mit seinen nicht begrenzten Flächen bewußt und
weilig, aber nicht geschmacklos ist. Das Wesen unbewußt zu sehr in Erinnerung, um sich an

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