Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 27.1914

DOI issue:
[Nr. 1]
DOI article:
Arnold, R.: Irrgarten
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0024

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Aus dem Irrgarten im Kgl. Hotgarten zu Homburg v. d. H. Standort 4.
Aufnahme von R. Arnold, Frankfurt a. M.

kleinere Räume im Garten zu gewöhnen. Es
ist deshalb außerordentlich schwer, ihm über-
haupt klar zu machen, daß ein räumlicher Ab-
schluß des Gartens, sei es durch Mauer, Spalier
oder Hecke, in weitaus den meisten Fällen die
erste und nötigste Tat ist, viel wichtiger als die
Beete, der Rasen und was sonst alles in den
Garten aufgenommen werden soll und sich mei-
stens in der verschiedensten Art aufnehmen läßt.
Dabei möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß
der Zierrasen, auch ein Adoptivkind aus der
englischen Gartenkunst, ein Hindernis für die
intime Aufteilung des Gartens ist. Er soll meistens
„möglichst groß" sein, womit der intimen Auf-
teilung das Todesurteil gesprochen ist.

Wenn nun an einen Garten Anforderungen
gestellt werden, wie: Obst- und Gemüse-Zucht,
Bleiche usw., so wird die Aufteilung bei kleinen
Verhältnissen mit Maßen anzuwenden sein, denn
Hecken geben Schatten. Wo der Hausgarten
aber nur „die erweiterte Wohnung" ist, da
könnte eine Aufteilung in mehrere Einzelräume
sehr reizvoll sein. Ein Zimmer von 5 mal 7 m
ist „groß", es hat ein Vielerlei an Möbeln auf-
zunehmen, eine mehrköpfige Familie bewegt sich
darin. Das ist im Garten auch möglich! Man
könnte ein wirkliches Wohnzimmer im Freien
schaffen, mit Plattenbelag, Sitznischen und An-
schluß an eine gedeckte Halle. Ein Kinder-
zimmer mit Turngerät, Sand und kleinen Beeten.

Einen besonderen Blumenraum, mit niedrigen
Heckenwänden, Rabatten und Brunnen. EinLicht-
und Luftbad mit allem möglichen Komfort.

Man könnte diese Räume in den verschie-
densten Formen aneinanderfügen, sie durch Tore
trennen, durch Bögen mit Schlingpflanzen ver-
binden. Man könnte sie oben dem Licht offen
lassen, sie mit kubisch geschnittenen Bäumen
bei viereckigem Grundriß bepflanzen, oder um
einen freien Baum einen größeren Raum mit
kreisförmigem oder vieleckigem Grundriß an-
ordnen. Man könnte Schmuck aller Art, Plastik
aus Stein und Terracotta an den Eingängen,
in den Ecken, in Nischen, bewurzelte Blüten-
stauden in Kübeln oder geschnittene Blumen
in Vasen reichlich aufwenden. Gerade die Tren-
nung der Räume würde ein reiches Maß von
Schmuck verschiedener Art erlauben.

Es gäbe unzählige Arten von Formen der
Räume mit allen erdenklichen Differenzierungen
für besondere Zwecke. Als Material für die
Hecken kämen auch bunte Gehölze in Betracht,
die mit verschiedenfarbigem Kies harmonieren
müßten.

Die Olbridische Idee des Farbengartens kann
im Heckengarten weitere Entwicklung erfahren.
Mir scheint, in den bisherigen Farbengärten war
die Farbenanwendung noch etwas gesucht, die
Wirkung nicht ganz klar. Im Heckengarten lassen
sich die Haupt flächen in Farben tönen; die

16
 
Annotationen