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Die Gartenkunst — 27.1914

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Arnold, R.: Irrgarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0025

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Teichufer mit Schilt und Japan-Schwertlilien (Iris laevigata Kaempferi Sieb).

Aufnahme von A. Glogau.

Einzelheiten müssen sich diesen Farben anlehnen,
doch braucht mit ihnen nicht allzu ängstlich ver-
fahren zu werden. Stellen wir uns eine Blut-
buchen- oder Berberis atropurp.-Hecke vor, die
einen quadratischen Raum umschließt. In der
Mitte liegt ein flaches Wasserbecken, in Muschel-
kalk gefaßt, der Kies ist silbergrau. Wenn in
diesen Raum Blumen sollen, so brauchen sie nicht
etwa blutrot oder silbergrau zu sein. Sie brauchen
es ebenso wenig, als der Polsterbezug in einem
Zimmer mit blauer Tapete durchaus blau sein
muß. Im Gegenteil könnten die betreffenden
Blumen etwa dunkelbraun, gelb, dunkelblau, in
harmonierenden Nüancen sein.

Die technisdienSchwierigkeiten solcherHecken-
gärten schätze ich nicht hoch ein. Heckenmaterial
von 1 und 2 m Höhe ist zu haben. Sollen die
Hecken gleich fertig dastehen, so müßte man
die Pflanzen heften, und könnte sich hierzu im-
prägnierter Spaliere bedienen, oder gerissenen
Eichenholzes, wie es eine Mainzer Firma her-
stellt. Dieses bietet den Vorteil langer Halt-
barkeit und erleichtert die Herstellung doppel-
wandiger Spaliere, die da angebracht wären, wo
man auf die Oberfläche der Hecken sieht, da sie
in diesem Falle körperlich wirken müssen, nicht
als dünne Wand.

Wenden wir überhaupt Spaliere an, so er-
gibt sich die Verwendung von Obst von selbst,
natürlich am richtigen Platz. In manchen Fällen

werden wir bei Verwendung von Spalierobst
unsere Ideen sogar am leichtesten durchsetzen —
die Welt ist materialistisch. Wie gesagt, müßte
dann das Innere dieser Gärten mit den Spalier-
hecken harmonieren, ein bürgerlicher Blumen- u.
Kräutergarten würde das wohl am besten tuen.

Auch könnte man auf die Heckenpflanzen bei
Verwendung von Spalieren verzichten, und sich
der billigeren Schlingpflanzen bedienen. (Humulus
jap. fol. aur.!) Unter diesen ist es wieder der
Efeu, der uns durch das Ertragen tiefen Schattens
neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Wo bis-
her wegen Haus- und Baumschattens ein lang-
weiliger Kiesplatz, ein schlechter Rasen lag, da
ließen sich durch Efeuspaliere reizvolle Hecken-
gärten eingliedern. Die Farbe bringen wir durch
bunt gestrichene Möbel und andere Holzarchi-
tektur hinein. In Kübeln blühen auswechselbare
Stauden, eine Terracotta- oder Klinkerfassung
umsäumt die Beete mit zierlichen Farnen, ein
Brunnen plätschert aus der Nische. Es gibt viele
Restaurant- und Cafehausgärten, bei denen sich
auf diese Weise eine reizvolle Lösung finden
ließe, bisher unbenutzte Höfe könnten recht
brauchbar und nutzbringend hergerichtet werden.

Bleiben wir aber bei der Idee des Irrgar-
tens selbst, so würde ich vorschlagen, in unserm
nervösen Zeitalter die Geduld des Besuchers nicht
durch endlose Spiralen auf die Probe zu stellen.
Ich würde mich vielmehr auch dem einfachen

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