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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 3
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Heicke, C.: Der Garten am Hause Albert in Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0046

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halb der Fenster des Obergeschosses an der
ganzen Front entlang im Sommer mit farbigem
Blumenschmuch bepflanzte Kästen stehen. Die
Treppenaufgänge und Ecken der Terrasse sind
durch Buxbaumkugeln betont, die in Kübel aus
gebranntem Ton gepflanzt sind. Ähnliche Gefäße
mit solchen haben vielfach auch sonst im Garten
Verwendung gefunden. Die Abschlußwand an
der südlichen Schmalseite der Terrasse ist durch
Spalierwerk gebildet, in welches über einer
prächtigen Steinbank ein Relief von Karl Albiker,
Ettlingen, eingelassen ist (Bild Seite 41).

Hat dieser Teil des Gartens, soweit es die
alten Bäume zulassen, während des größten
Teils des Tages einigermaßen Sonne, so liegt
der Gartenteil, welcher an die Terrasse an-
grenzend vor der Südseite des Hauses ange-
ordnet ist, vollständig im Schatten. Es ist zu
bewundern, wie geschickt Läuger es verstanden
hat, unter den hier obwaltenden ungünstigen Ver-
hältnissen ein reizvolles Gartenbild von hohem
Stimmungswert zu schaffen. Ringsum wird es
abgeschlossen durch eine Pergola, deren Pfeiler
ohne jede Profilierung auf quadratischem Grund-
riß aus Stampfbeton gebildet sind. Unbehauenes
Eichenholz ist oben darüber gelegt und wird von
lustigem Schlingpflanzengerank übersponnen. Die
Fläche ist, soweit sie nicht durch zwei mit Efeu
bepflanzte, an den Ecken mit Buxbaumkugeln

in Kübeln besetzte Vierecke eingenommen wird,
unregelmäßig mit Platten belegt, zwischen denen
aus den Fugen Moos hervorsprießen soll. Die
Mitte der Rückwand der Gemäldegallerie, die
eine von dem Kunstverständnis der Besitzerin
zeugende Auswahl moderner Bilder enthält,
weist zwischen Säulen eine Brunnennische auf,
in der über dem Wasserbecken eine Brunnen-
figur von Hermann Haller, Paris, Aufstellung
gefunden hat (Bild Seite 37).

Wieder einen ganz anderen Eindruck macht
der um einige Stufen tiefer liegende Gartenteil,
in den man nun gelangt. Er ist als Rosengarten
ausgebildet, dessen Mitte von einem Wasser-
becken in schwerer Steineinfassung eingenom-
men wird, das von einem Weg umgeben ist,
der mit kleinen Steinchen gepflastert ist. Diese
vertiefte Mittelfläche ist durch ein Mäuerchen
umsäumt, aus dessen Fugen allerlei Gestein-
pflanzen hervorwuchern und oberhalb dessen
Rabatten sich hinziehen, auf denen abwechselnd
mit niedrigen Rosen Rosenhalbstämme stehen,
die durch Rankrosen miteinander verbunden
sind. Dieser Gartenteil liegt in voller Sonne,
und es ist zu erwarten, daß er zur Sommerzeit ein
lustiges farbenfrohes Blühen zeigt, welches einen
heiteren Gegensatz zu dem ernsten Sdiatten-
garten bildet, aus dem man eben herausge-
kommen ist.

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