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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 8
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Pniower, Otto: Berliner Gartenkunst im 17. und 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0122

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Abb. 6. Der nördliche Teil des Lustgartens im Jahre 1690.

Baum. Die Allee war, wie man auf der Abbildung, Garten ganz neu einrichten. Sechs Jahre später
einem Ausschnitt aus einem Plane vom Jahre 1688, ließ er ihn durch den Architekten Memhardt, der
sieht, vierfach. (Abb. 2, Seite 113.) auch bei der neuen Befestigung Berlins als Inge-
Die Straße reichte damals westwärts, wie be- nieur tätig war, nach Norden hin beträchtlich er-
merkt, nur bis zur heutigen Schadowstraße. Erst weitern, so daß er damals bis etwa zum heutigen
nachdem die Dorotheenstadt 1734 erweitert wor- Kaiser Friedrich-Museum reichte. Von diesem
den war, i. J. 1737 wurde die Allee bis zum heu- Garten haben wir leider keine bildliche Darstel-
tigen Pariser Platz verlängert. Friedrich Nicolai, lung überkommen. Doch besitzen wir auf einem
dem wir diese Nachricht verdanken, bemerkt in Plan, den derselbe Memhardt entworfen hat,
seiner Beschreibung Berlins vom Jahre 1786, daß wenigstens seinen Grundriß, den Abbildung 4
man damals an der Höhe der Bäume noch er- (Seite 112) zeigt.

kennen konnte, wo die neue Pflanzung begann. Dieser Grundriß gibt uns im Verein mit der

Wie ich schon sagte, war die Allee ursprünglich literarischen Überlieferung eine Vorstellung von

vierreihig. 1699 wurde sie um zwei Reihen ver- der Beschaffenheit des ersten Gartens großen

mehrt. Auch die Verlängerung i. J. 1737 wurde Stils in Berlin. An der Ostseite, in der Nähe der

sechsfach angelegt, so daß die Prachtstraße sich alten Schloßapotheke, war ein von Kirsch- und

präsentierte wie Bild 3 (Seite 112) zeigt. Mandelhecken eingefaßter Blumengarten. Da sah

Neben dieser gärtnerischen Anlage gab es im man Beete, auf denen die Namenszüge des Kur-

17. Jahrhundert in Berlin nur noch eine öffentliche, fürsten und seiner Gemahlin durch blühende

Das war der Lustgarten. Blumen dargestellt waren. Vor ihm stand eine

Bis tief ins 16. Jahrhundert hinein war der marmorne Statue Friedrich Wilhelms, die seine
Platz hinter dem Schlosse wüst und morastig. Gattin Luise Henriette errichten ließ, ein Werk
Erst im Jahre 1573 unter der Regierung des Kur1- des in Italien geborenen, später in Holland tätigen
fürsten Johann Georg wurde er entwässert und Bildhauers Dusart. In dem Garten war ein Rasen-
auf dem erhöhten und geebneten Terrain ein platz und ein Wasserbassin mit der Kolossalfigur
Küchen- und Obstgarten angelegt. Dieser reichte eines liegenden Neptun aus Sandstein, ausgeführt
vom Schloß bis zum heutigen Alten Museum. Im von Peter Streng, einem holländischen Künstler.
dreißigjährigenKrieg verwilderte ersehr. Da griff Aus dem Dreizack des Meeresgottes flössen Was-
Kurfürst Friedrich Wilhelm, der Erneuerer des serstrahlen. Den Springbrunnen zierten Amo-
brandenburgischen Staates und seiner Hauptstadt, retten und Delphine. Nun war aber dieser Teil
einer der hervorragendsten Kulturträger unseres Altköllns damals beträchtlich uneben. So führte
Landes, auch hier ein. 1645 und 1646, noch be- von dem Blumengarten eine siebenstufige Treppe,
vor der langersehnte Frieden eingekehrt war, ließ die mit zwei marmornen Bildsäulen, einer Flora
er durch den schon erwähnten Michael Hanff den und einer Ceres, geschmückt war, in den soge-

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