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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 8
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Pniower, Otto: Berliner Gartenkunst im 17. und 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0124

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Abb. 8. Schloß und Park Monbijou nach, einem Kupferstich von Böcklen vom Jahre 1706.

bild Berlins in der zweiten Hälfte des 17. Jahr- Haus im Hintergrund ist die im Jahre 1685 er-

hunderts beträchtlich veränderte, griff auch hier baute Orangerie. Sie war von dem vorderen, dem

ein. Eine Bastion fiel mitten in den Garten und Schlosse zugewandten Teile der Anlage durch

schnitt die nördliche Hälfte ab. Etwa da, wo sich einen Kanal, der beide Arme der Spree verband,

heute die Nationalgalerie erhebt, wurde im Jahre getrennt. Dieser Graben wurde 1820 zugeschüttet

1658 ein Bollwerk errichtet. Was nördlich davon und über ihm das heutige Alte Museum errichtet,

lag, wurde wieder, was es vor der Anlage des Das rechts befindliche Gebäude ist das Lusthaus,

Gartens gewesen war: eine nasse Wiese, die zum auch die Grotte genannt. Es wurde schon 1650

Teil mit Bäumen, Überrestendes einstigen großen von Memhardt erbaut und war das erste nach

Gartens, bestanden war. Als Entschädigung der dem dreißigjährigen Krieg erbaute Haus, das

Einbuße wurde einige Jahre später das nach nicht einem rein praktischen Zweck diente, son-

Westen bis zur Hundebrücke hin gelegene Terrain dern dem feineren Lebensgenuß gewidmet war.

hinzugenommen und bepflanzt. Damit kam das Den Namen Grotte erhielt es daher, daß es einen

Gebiet, auf dem ehemals der Teich gegraben achteckigen Raum enthielt, dessen Wände und

werden sollte, hinzu. Und 1685 wurde ein neues Decke Muscheln, Korallen und andere Meeres-

Pomeranzenhaus in der Bastion erbaut. Das Aus- produkte schmückten. Rund um das Dach liefen

sehen, das der südliche, nach dem Schloß zu ge- Galerien, die einen beliebten Aussichtspunkt

legene Teil des Lustgartens nach diesen Verände- boten. Er gewährte einen malerischen Blick auf

rungen erhielt, zeigt die Abbildung 5 (Seite 113). die Stadt, auf weite Wiesenflächen und den Tier-

Man erblickt nur Topfgewächse in Kübeln, garten. Im Sommer speiste der Hof öfters dort,
nicht eingepflanzte Bäume. Sie standen im Winter Aus demselben Jahr 1690, aus dem die Vor-

offenbar in der Orangerie. Reichlich sind Statuen lagen zu den beiden letzten Abbildungen stammen

über die Fläche verstreut. Der Springbrunnen in und von demselben Künstler, einem Augsburger

der Mitte ist nicht derselbe, von dem vorher die Maler Johann Stridbeck, ist ein Aquarell über-

Rede war. Der stand weiter östlich. Die Gebäude liefert, das von einem Berliner Privatgarten

im Hintergrund gehören zum Schloß, bis zu dem, jener Zeit eine freilich unvollkommeneVorstellung

wie gesagt, der Garten heranreichte. Diejenigen gewährt (Abb. 7, Seite 115).
links seitwärts sind die Anfänge eines Biblio- Auf der Westseite der heutigen Lindenstraße

theksbaues, der hier nicht zustande kam. nahe dem Belleallianceplatz besaß der Geheime

Die Abbildung 6 (Seite 114), die uns den nach Rat und kurfürstliche Minister Franz v. Meinders

Norden zu gelegenen Teil des Gartens vor Augen ein Lusthaus, wie man damals sagte. Die Straße,

führt, zeigt auch einheimische, in den Boden ge- die unsere Abbildung mit Bäumen bepflanzt zeigt,

pflanzte Bäume sowie Hecken und Beete. Das erstreckte sich vom Leipziger Tor, das dort stand,

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