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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 8
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Pniower, Otto: Berliner Gartenkunst im 17. und 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0129

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Abb. 13. Garten des Marschallschen Palais nach einem Abb. 14. Garten des Vernezobresdien Palais nach
Kupferstich von ca. 1740. einem Kupferstich von ca. 1740.

von seinen großen unvergleichlichen Alleen und
den sich dort haushoch präsentierenden Hecken.
Die Alleen wurden von artig zugestutzten Tan-
nen mit einem Kugelknopf gebildet. Verborgene
Gänge gab es da, Laubhütten und sogar einen
kleinen Irrgarten, der in Monbijou fehlte. In
der Orangerie waren zweihundert tragende Zi-
tronen- und Pomeranzenbäume anzutreffen
(Consentius a. a. 0. S. 71).

Da es in Berlin so viele Gärten gab, so kann
es nicht Wunder nehmen, daß hier die Blumen-
züchterei sehr verbreitet war. Man pflegte die
schönsten Arten von Tulpen, Hyazinthen, Auri-
keln, Nelken und andere Gattungen von Blumen.
Ein Einwohner besaß ein Sortiment von 900
Sorten Tulpen und. betrieb damit in- und außer-
halb des Landes einen beträchtlichen Handel.

Nun aber die Kehrseite dieses erfreulichen
Bildes. Es war eine erfreuliche Folge des Reich-
tums an privaten Gärten, daß es an einer der

großen Stadt angemessenen Anzahl öffentlicher
gebrach. Nicolai zählt um 1780 vor den Toren
nur den Tiergarten und den Wald nach Treptow
auf. Innerhalb der Stadt gab es an öffentlichen
Spaziergängen nur den schon erwähnten Wei-
dendamm, der aber 1773 durch den Bau einer
Kaserne am heutigen Kupfergraben eine be-
trächtliche Einbuße erlitt und nach und nach in
Verfall geriet, die Straße Unter den Linden und
den Kastanienwald. Im übrigen waren nur sehr
wenige Straßen mit Bäumen bepflanzt. Außer
den Linden etwa nur die Unterwasserstraße,
die Lindenstraße, der Quai am Zeughaus. Von
den Plätzen waren mit Bäumen bestanden: der
Dönhoffsche und der Wilhelmsplatz.

Ich bin in der Schilderung der Gartenkunst
im alten Berlin schon zu einer Zeit gelangt, da
der französische Stil durch den englischen be-
einträchtigt oder verdrängt war. Die Gärten
Ephraims und des Grafen Reuß waren, so wenig

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